Female Conscious Beauty Week

Bloggerin Elina im Beauty-Talk über ihre Naturkosmetik-Favoriten und Minimalismus

Beauty-Bloggerin Elina Dietrich | © Fabian Dietrich
Elina Dietrich im Beauty-Talk
© Fabian Dietrich

Anlässlich des Female Conscious Month haben wir mit unterschiedlichen Beauty-Experten über Nachhaltigkeit und Naturkosmetik gesprochen. Eine Expertin ist Elina Dietrich, die seit vielen Jahren auf ihrem Blog Bare Minds über Schönheit, Wellness und Beauty-Trends schreibt. Rund 12.000 Menschen auf Instagram vertrauen auf die Meinung der Bloggerin und lassen sich von ihren Beauty-Posts inspirieren. Mit uns hat Elina ihre liebsten Beauty-Produkte geteilt und über Nachhaltigkeit in der Kosmetikbranche gesprochen. 

Influencerin Elina Dietrich im myself-Interview

Liebe Elina, was bedeutet Nachhaltigkeit für dich? 

Nachhaltigkeit bedeutet für mich der respektvolle und bewusste Umgang mit sich selbst und seiner Umwelt. Deshalb ist für mich nichts unbefriedigender als ein voller Schrank von Seren, Cremes und Lippenstiften, die man nicht schafft zu leeren, bevor sie das Zeitige segnen, oder noch schlimmer: die man nach einer Anwendung nicht mehr mit dem Allerwertesten anschaut. Aber natürlich bedeutet das nicht, dass ich meine Beautyroutine auf Wasser und Seife reduziere. Ich versuche lieber, bewusst zu konsumieren und mich mit Inhaltsstoffen und Verpackungen beschäftige. 

Worauf achtest du konkret, wenn du etwas kaufst?

Auf die Philosophie der Marken. Und ob das Produkt Inhaltsstoffe enthält, die für die Haut und die Wirkung des Produkts keinen Benefit haben. Duftstoffe oder hormonell wirksame Stoffe möchte ich ungern in meiner Kosmetik haben – auch wenn die Dosis das Gift macht. Hier bin ich ziemlich picky, aufgrund meiner Endometriose. 

Naturkosmetik: Wie wichtig sind Siegel und Zertifikate?

Spielen Siegel und Zertifikate in diesem Zusammenhang eine Rolle für dich? 

Da bin ich zwiegespalten. Zertifizierungen können bei der Orientierung helfen, jedoch sind Siegel mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden. Kleinere Brands können sich das oft gar nicht erst leisten. 

Wann hast du deine allerersten Erfahrungen mit Natur- bzw. nachhaltiger Kosmetik gesammelt? Welche Marke war die erste, die du kanntest und ausprobiert hast? Und wie war das? 

Noch vor der Gründung von Bare Minds habe ich gerne neue Marken entdeckt. Und tatsächlich hat es mich immer Richtung Kategorie Natural und Nische gezogen – auch wenn nicht alle Brands Naturkosmetik waren, haben sie aber doch auf bestimmte INCIs verzichtet. Oft waren und sind es junge Marken, die es anders machen wollen als die altbekannten Riesen aus dem konventionellen Bereich. Da sind Marken wie Ilia, OZN, Pai, Ren Skincare, Muti Skincare, Kjaer Weis und viele mehr. Viele haben mich in voller Linie überzeugt, deswegen bin ich ihnen bis heute treu geblieben.

"Ich nutze Naturkosmetik sehr gerne, habe aber auch viele Heroes aus dem konventionellen Bereich von Marken, die auf besagte Stoffe verzichten und keine Abstriche im Bereich Performance machen."

Wo liegen eigentlich die Vorteile von Naturkosmetik? 

Ein sehr starker Vorteil bei Naturkosmetik ist der Nachhaltigkeits-Part und das kann auch auf allen Ebenen sein. Viele Green Beauty Brands sind, was das Thema betrifft, einfach schon viel weiter, achten etwa auch auf faire Arbeitsbedingungen. Aber es gibt wie in jedem anderen Bereich auch hier Vor- und Nachteile: Oft hat Naturkosmetik eine kürzere Haltbarkeit. Auch ist mittlerweile deutlich, dass ätherische Öle reizende Eigenschaften haben und nicht jede Naturkosmetik dadurch gut verträglich ist. Aber zum Glück gibt es genug Marken, wie Naya Glow, die bei vielen Produkten auf Duftstoffe komplett verzichten. Aber egal, ob green, clean oder natural – man muss sich wohlfühlen und wissen, was man unterstützen und sich ins Gesicht schmieren möchte. 

"Die Dosis macht das Gift"

Hast du Tipps für alle, die gerne auf nachhaltige Kosmetik umsteigen würde, aber nicht wissen, wie sie anfangen sollen?

Es gibt mittlerweile einige tolle Online-Shops, die sich dem Thema gewidmet haben. Meine Favoriten sind Genuine Selection, Amazingy, Blanda Beauty oder Organic Luxury. Von Shampoo und Conditioner bis zum Lippenstift und Mascara findet man alles!

Wie vermeidet man unnötigen Müll im Bad? 

Wenn wir über das Thema Plastikmüll sprechen, würden viele vielleicht zu einer Glasflasche greifen. Diese ist in der Herstellung und beim Transport aber nicht unbedingt schonender für die Umwelt. Stichwort: CO2. Ob Kosmetik-Helden in recyceltem Plastik oder in einer Glasflasche besser aufgehoben sind, kann ich leider nicht beantworten, denn für jedes Produkt, jede Formulierung und gewisse Inhaltsstoffe sind bestimmte Verpackungen notwendig. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz und wenn man bereits bewusst konsumiert und an sich nachhaltig lebt, denke ich, es ist okay, wenn man nicht immer 100% perfekt ist. 
Was ich aber jedem empfehlen kann, sind smarte Alternativen für Wattepads, Binden, Tampons & Co. Wenn man diese Produkte gegen ihre nachhaltigen Buddies ausgetauscht hat, spart man schon ordentlich Müll. Oder man passt seine Routine etwas an: Ich benutzte zum Beispiel nie Wattepads, weil ich mit der Double Cleanse Methode reinige. Zu einem normalen Reiniger kommt da zusätzlich ein Öl oder Balm, das reicht mir aus, um wirklich alles runterzubekommen. 

"Mein Tipp: Wenn mehrere Seren, Duschgels oder Lotions parallel benutzt werden, sollte man wenigstens darauf achten, dass man ein Produkt leer macht, bevor es kippt oder man das Interesse daran verliert."

Gibt es Innovationen im Bereich Verpackung, die dir in letzter Zeit aufgefallen sind?

Mich beeindrucken generell Marken, die stetig an dem Thema arbeiten und zum Beispiel ihre Primär- und Sekundärverpackung überarbeiten. Mittlerweile gibt es auch Shampoo, Conditioner, Bodylotion auch in fester Form. Hier kann man, wenn man will, gut auf Verpackung verzichten. Beim Thema Waschmittel und Haushaltsreiniger gibt es auch bereits Refill-Stationen, die lassen sich meiner Meinung nach aber leider noch nicht so gut für Skincare übersetzen, wegen der Hygiene. Es wäre für die Branche aber wirklich ein Meilenstein, da eine praktische Lösung zu finden. 

Stichwort Clean Beauty: Gibt es Inhaltsstoffe, die du konsequent vermeidest?

Klar ist jedenfalls, dass Kosmetik heute ganz prima ohne Parabene, Silikone, PEG und Paraffine und Phthalate auskommen kann – das haben schon viel Marken bewiesen. Alkohol in Kosmetik würde ich immer abwägen. Nicht immer hat der eine austrocknende Wirkung, sondern manchmal sogar eine pflegende. Ich nutze Naturkosmetik sehr gerne, habe aber auch viele Heroes aus dem konventionellen Bereich von Marken, die auf besagte Stoffe verzichten und keine Abstriche im Bereich Performance machen. Kosmetik muss mir ein gutes Gefühl geben. Damit meine ich, dem Kopf genauso wie der Haut. Ich sage immer, die Dosis macht das Gift - und man muss hier immer die Lebenssituation betrachten. 

Minimalismus im Bad

Gibt es Produkte, bei denen du konventionelle Kosmetik schlichtweg nicht vermeiden kannst, weil es noch keine nachhaltige Alternative gibt, die dieselbe Performance bringt? 

Eigentlich nicht. Die Suche war zwar nicht einfach, aber ich denke, dass man das auf sich nehmen muss, wenn man umsteigen möchte. Wobei ich sagen muss, dass ich keinesfalls dogmatisch bin. Sonst geht das Ganze schnell nach hinten los, es macht nur noch Stress im Kopf und dieser ist bekanntlich nicht so gesund. Deswegen findet man auch Sonnenpflege aus dem konventionellen Bereich in meinem Badezimmer. 

Was rätst du Beauty-Verrückten, die so viele Produkte ausprobieren wollen, dass Minimalismus im Bad kaum möglich ist? 

Ich bin ja auch klassische Konsumentin und besitze durch meinen Job viel mehr Produkte als der Durchschnitt. Mein Tipp: Wenn mehrere Seren, Duschgels oder Lotions parallel benutzt werden, sollte man wenigstens darauf achten, dass man ein Produkt leer macht, bevor es kippt oder man das Interesse daran verliert. 

Das führt uns zum nächsten Punkt: Das nachhaltigste Produkt ist ja eins, das aufgebraucht wird. Aber was kann man mit Produkten machen, die man nicht mag, die einem nicht stehen, oder die bei der eigenen Haut nicht funktionieren? Wegschmeißen ist ja keine Option. 

Vielleicht schafft man es solche Fehlkäufe schon im Vorfeld zu vermeiden, indem man beim Kauf nichts übers Knie bricht. Man kann oft vorher einen Tester anfragen, dann kann man schon mal Geruch, Konsistenz und Textur testen. Passiert es doch mal, kann verschenken eine Option sein – das geht bei Parfums oder Kosmetik in hübschen Tuben ganz gut.

Was müsste passieren, damit mehr Leute anfangen, nachhaltige Kosmetik zu kaufen?

Die Firmen müssen mutiger werden, den Weg der Nachhaltigkeit einzuschlagen. Großer Konzerne sind oft viel zu zaghaft, was das Thema betrifft, sie haben jedoch die Zugkraft und können mit ihrem Standing Nachhaltigkeit auch für die breite Masse attraktiv machen. Es ist noch viel zu tun – sei es im Bereich des Packagings, der Inhaltsstoffe oder wie vorhin schon erwähnt, der Refill–Systeme 

Deine nachhaltigen Lieblingsmarken? 

  • OZN – die farbenfrohsten pflanzenbasierten und veganen Nagellacke

  • Naya Glow – tolle Produktauswahl, auch ohne Duftstoffe 

  • i+m Naturkosmetik Berlin – eine der wenigen Brands aus dem Naturkosmetikbereich, die für die breite Masse ausgerichtet ist und schnell Needs der Endkonsumenten umsetzt

  • Rms, Manasi 7, Ilia, Madara – meine liebsten Marken für dekorative Kosmetik 

Verrätst du uns auch deine Lieblingsprodukte? 

  • „CITY CC Anti-Pollution CC Cream SPF 15” von Madara – pflegende Textur, leichte Deckkraft, schöner Tragekomfort

  • „Repair Shampoo” und „Repair Conditioner” von Susanne Kaufmann – meine blondierten Haare ´sind damit immer gut gepflegt und waren schon lange nicht so gesund. 

  • Nagellackentferner Dose von OZN - damit spart man sich die Wattepads

  • „Air Brow” von Kosas – fixiert die Augenbrauen und hält bombenfest

  • „Hydrating Accelerator” von Josh Rosebrook – bestes Face Mist überhaupt: Pflegt, spendet Feuchtigkeit und beruhigt die Haut.

  • „Skin Food” von Weleda – SOS-Pflege für trockene Schienbeine, Lippen, Nagelhaut, Ellenbogen 

Interview: Martina Fuhri

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