Was, wenn die richtige Ernährung während der Schwangerschaft der Schlüssel zu einer unkomplizierten, pünktlichen und vor allem weniger schmerzhaften Geburt wäre? Genau das verspricht die Louwen Diät. Der Ernährungsplan nach Dr. Louwen, der Kohlenhydrate und Zucker vom Menü einer Schwangeren streicht, soll einen verspäteten Geburtstermin verhindern und vor allem einer langen schmerzhaften Geburt vorbeugen.
Dahinter steckt ein hormonregulierender Ernährungsplan, der Mutter und Kind gut tun soll. Wir erklären das Prinzip der Louwen Diät und den glykämischen Index, verraten, was man während der Schwangerschaft essen darf und welche Lebensmittel man laut dieser Diät meiden sollte und liefern schließlich noch Louwen Diät Rezept Ideen.
Prof. Dr. Frank Louwen, Arzt und Leiter der Geburtshilfe und Pränatalmedizin der Uni Frankfurt, ist Erfinder und Namensgeber der Ernährungsweise. Die Bezeichnung "Diät" kann irreführend sein, da die Louwen Ernährung nicht zur Gewichtsregulierung entwickelt wurde, sondern speziell für schwangere Frauen, um ihnen die Geburt zu erleichtern.
Doktor Louwen empfiehlt seinen Patientinnen zwischen der 32. Schwangerschaftswoche und der 34. Schwangerschaftswoche, auf Lebensmittel mit einem hohen glykämischen Index, entsprechende Kohlenhydrate und Zucker zu verzichten. Also Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen lassen.
Ernährungsweisen wie die Glyx-Diät oder die Logi-Methode folgen einem ganz ähnlichen kohlenhydratarmen Prinzip. Aber was genau passiert im Körper, wenn man sich nach dem glykämischen Index ernährt?
Die Ernährung nach dem Glyx-Prinzip streicht alle Lebensmittel, die den Insulinspiegel schnell und stark ansteigen lassen. Denn Lebensmittel wie Zucker und bestimmte Kohlenhydrate, wie Getreidesorten, bestimmte Obst- und Gemüsesorten, die den Blutzuckerspiegel erhöhen und die Insulinausschüttung anregen, können negative Folgen im Körper hinterlassen. Der hohe Insulinspiegel führt zu Heißhungerattacken, im schlimmsten Fall aber auch zu Diabetes.
Indem man bestimmte Lebensmittel umgeht oder in geringen Maßen isst, kann man den Insulinspiegel gut regulieren.
Doch was bedeutet dies für Schwangere? Wenn es bei der glykämischen Ernährung nicht um die Regulierung von Appetit und Gewicht geht, sondern um die Vorbereitung auf die Geburt, dann werden andere Faktoren und Reaktionen im Körper wichtig.
Die kohlenhydratarme Ernährung und der niedrige Insulinspiegel wirken sich auf den Hormonspiegel von Schwangeren aus und haben somit Auswirkungen auf die Geburt. Gerade während der letzten Phase der Schwangerschaft, wenn der Körper sich auf die Geburt vorbereitet, kann Insulin eine große Rolle spielen.
In Vorbereitung auf die anstehende Geburt produziert ein schwangerer Körper verstärkt das Hormon Prostaglandin. Ungefähr ab der 35. Schwangerschaftswoche soll das Hormon erst den Muttermund aufweichen und schließlich Wehen auslösen, indem es ein wichtiges Signal ans Gehirn sendet. Außerdem reguliert das Hormon Entzündungs- und Schmerzreaktionen im Körper. Damit diese Prostaglandine richtig wirken können, müssen sie an den Rezeptoren im Gewebe des Gebärmutterhals andocken.
Das Insulin, welches durch zucker- oder kohlenhydratreiche Ernährung steigt, dockt an dieselben Rezeptoren an wie Prostaglandin. Schwangere, die sich hauptsächlich glykämisch ernähren und einen entsprechend hohen Insulinspiegel haben, besetzen also die Rezeptoren mit Insulin, sodass das ausgeschüttete Prostaglandin keine oder zumindest weniger Andockstellen hat. Die Dockingstationen, insbesondere in der Gebärmutter, sind schon von Insulin besetzt. Das Hormon, welches die Geburt erleichtern soll, kann dann nicht optimal wirken.
Das kann dazu führen, dass die Geburt sich verzögert und zudem länger dauert. Außerdem ist das Schmerzempfinden des Körpers nicht optimal auf die Strapazen einer Geburt vorbereitet. Ohne das schmerzregulierende Prostaglandin wird eine Geburt also womöglich unnötig anstrengender als mit dem so hilfreichen körpereigenen Stoff.
Ziel ist es also den Insulinspiegel zu senken, um den Prostaglandin-Hormonen eine freie Bühne zu bieten. Denn daraus sollen sich folgende Vorteile für den Körper und die Geburt ergeben.
Den Geburtstermin (ET) einhalten
Die Geburt erleichtern
Die Geburt beschleunigen
Weniger Schmerzen bei der Geburt
Gibt es neben diesen wirklich vielversprechenden Vorteilen der Louwen Diät auch Nachteile?
Nicht wirklich. Es sei denn, der Verzicht auf Kohlenhydrate und Zucker fällt in der letzten Phase der Schwangerschaft besonders schwer. Ansonsten ist die Ernährungsform nach der Louwen Diät abwechslungs- und nährstoffreich.
Kurz zusammengefasst könnte man sagen, bei der Louwen Diät sind Kohlenhydrate und Zucker tabu. Ganz so simpel und gleichzeitig radikal ist die Ernährung aber doch nicht. Die gute Nachricht: Man muss nämlich nicht komplett auf jede Form von Kohlenhydraten und Zucker verzichten.
Die Liste der "verbotenen" Lebensmittel ist tatsächlich gar nicht lang und für die meisten Dinge gibt es leckere Alternativen.
Auf diese Kohlenhydrate mit hohem glykämischen Index und zuckerhaltigen Lebensmittel sollte man möglichst verzichten:
Pizza, Brot und Nudeln aus Weißmehl, aber auch Gnocchi aus Kartoffelteig, Cracker, Mischbrot und feines Mehrkornbrot
Reis, auch Vollkornreis
Haferflocken, Müsli und Porridge und Hirse
Süßigkeiten und Kuchen, Kekse und ähnliche zuckerhaltige Snacks
Gemüsesorten wie Kartoffeln, gekochte Möhren, Rote Beete, Mais, Kürbis und Erbsen
Trockenobst
Obstsorten mit hohem Fruchtzuckergehalt wie Ananas, Banane, Datteln, Mango, Papaya, Weintrauben, Honigmelonen oder Wassermelonen
Milchprodukte wie Joghurt und Quark mit Zucker
Konfitüre und Marmelade
Traubenzucker und normaler Zucker
Honig
Fruchtsäfte, Limonaden, Softdrinks und isotonische Sportgetränke
Kaffee mit Milch, wie Cappuccino aber auch Trinkschokolade oder Kakao
gesüßte Tees
Übrigens: Hier verraten wir, worauf man bei der Ernährung in der Schwangerschaft ganz unabhängig von der Louwen Diät unbedingt achten sollte.
Komplexe Kohlenhydrate sind durchaus erlaubt und sogar wichtig während der Schwangerschaft. Denn die sogenannten komplexen Kohlenhydrate gelangen viel langsamer ins Blut. Der Zuckerspiegel schießt nicht ruckartig auf Spitzenwerte und der Körper schüttet nicht besonders viel Insulin aus.
Erlaubt sind während der Louwen Diät also alle Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index:
Hülsenfrüchte wie grüne, rote, braune und gelbe Linsen, Bohnen, Erbsen, Kichererbsen. Extra Tipp: Viele Schwangere leiden gegen Ende der Schwangerschaft an einem Eisenmangel. Hülsenfrüchte in einem "sauren Milieu", also gewürzt mit Essig oder Zitronensaft, können den Mangel ausgleichen.
Amaranth, Quinoa, Roggen, Buchweizen, Gerste
Wildreis
Voll- und Mehrkornprodukte
Gemüsesorten wie Brokkoli, Auberginen, Blattsalate, Zucchini, Tomaten, Sellerie, Pilze, Radieschen oder Paprika. Rohe Möhren sind auch erlaubt.
Zwiebeln und Knoblauch
Obstsorten wie Zitronen, Kirschen, Mandarinen, Orangen, Pfirsiche, Äpfel, Aprikosen, Pflaumen, Beeren und Kiwis
Nüsse und Samen
Außerdem sind sogar folgende Süßigkeiten erlaubt:
ungesüßte Haferkekse
Vollkorn-Früchtebrot
Zuckerfreie und kohlenhydratarme Lebensmittel wie tierische Produkte oder bestimmte Gemüsesorten, die sich kaum auf den Insulinspiegel auswirken, sind sowieso erlaubt.
Folgende Lebensmittel sind hochwertige Kohlehydratquellen:
Der alte Irrglaube, wurde inzwischen von der Wissenschaft widerlegt. Die Kalorienmenge bestimmt nicht die vernünftige Ernährungsform während der Schwangerschaft. Vielmehr gilt es den ausgewogenen Nährstoffgehalt für Mutter und Kind im Auge zu behalten.
Es ist immer ratsam vor einer Ernährungsumstellung mit dem Arzt oder der Ärztin, der Hebamme oder der*dem Gynäkolog*in Rücksprache zu halten. An sich ist die Ernährungsweise nach Louwen aber ganz unproblematisch. Nur wer Vorerkrankungen, eine Stoffwechselerkrankung oder Diabetes hat oder auch schon mal von einer Essstörung betroffen war, sollte extra vorsichtig sein.
Im Fokus der Louwen Diät steht eine ausgewogene und vielfältige Ernährung, die Mutter und Kind zugute kommt. Mit viel Abwechslung, der richtigen Auswahl an Obst und Gemüse kommt auch die Nährstoffzufuhr und der Vitaminhaushalt nicht zu kurz.
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Wer sich hauptsächlich von Pizza und Pasta, Croissants und Cappuccino ernährt, der mag sich nun fragen: Was bleibt da noch an leckeren Gerichten? Ganz so dramatisch ist die Ernährungsumstellung tatsächlich aber nicht. Vor allem zeigt die lange Liste an erlaubten Lebensmitteln, wie vielseitig und abwechslungsreich die Louwen Ernährung sein kann.
Wir wollen hier noch ein paar Rezeptideen zur Louwen Diät liefern:
Mediterrane Gemüsepfanne
Frittata mit buntem Gemüse
Zucchini-Tomaten-Auflauf
Linsen-Curry mit Spinat
Kichererbsen-Salat
Zucchini Carpaccio
Gedünstetes Fischfilet
Gefüllte Paprika mit Quinoa
Kidneybohnen Eintopf
Rote Bete Suppe
Unser Tipp: Brot selber backen und so eine gesunde Brotsorte schaffen, die den glykämischen Index und den Insulinspiegel niedrig hält und den Hormonen ihre Andockstellen überlässt.
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