Diät im Check

Weight Watchers: SmartPoints statt Kalorien zählen

Brünette Frau hält frisches Obst und Gemüse im linken Arm und greift in die geöffnete Kühlschranktür. | © iStock | gilaxia
Weight Watchers: So funktioniert Abnehmen mit Punktezählen, Treffen und Co.
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Besser schlafen, glücklicher sein, überschüssige Kilos verlieren – all das verspricht Weight Watchers, eines der bekanntesten Diätprogramme überhaupt. Was hinter dem Abnehmkonzept und dem neuen Programm „WW Freestyle“ steckt.

Low Carb, Paleo, Keto, Whole30: Mittlerweile gibt es so viele unterschiedliche Ernährungs- und Abnehmtrends, dass sich im unübersichtlichen Diät-Dschungel kaum noch jemand zurechtfindet. Bewährte Konzepte wie Weight Watchers verliert man da schnell aus den Augen. 

Was ist Weight Watchers?

Hinter dem milliardenschweren US-Unternehmen steckt echte Frauenpower: Die Idee zu Weight Watchers entstand 1963, als die Amerikanerin Jean Nidetch gemeinsam mit ihren Freundinnen abnehmen wollte. Die Frauen trafen sich regelmäßig, tauschten sich aus und motivierten sich gegenseitig zum Durchhalten. Daraus entwickelte sich das Credo „Gemeinsam abnehmen ist leichter“. Das Diätprogramm des Konzerns, der sich 2018 in WW („Wellness that Works“) umbenannte, gibt es inzwischen in weltweit über 30 Ländern.

Abnehmen durch Punktezählen

Kalorien zählen war gestern: Dem WW-Konzept liegt ein umfangreiches Punktesystem zugrunde. Anstatt Kalorien werden Weight Watchers Punkte, sogenannte „SmartPoints“, gezählt und protokolliert. Jedem Nahrungsmittel und jedem Getränk ist ein fester Punktewert zugeordnet, der je nach den enthaltenen Kalorien und dem Gehalt an Eiweiß, Zucker und gesättigten Fettsäuren höher oder niedriger ausfällt. Fettarme und proteinreiche Lebensmittel haben wenige Punkte, Speisen mit reichlich Zucker und gesättigten Fettsäuren schlagen mit vielen Punkten zu Buche.

Verbotene Lebensmittel gibt es bei Weight Watchers jedoch nicht. Das heißt: Man darf essen, was und wie viel man will, solange die individuell festgelegte, maximale SmartPoints-Anzahl pro Tag nicht überschritten wird. Das Punktelimit errechnet man anhand von Körpergewicht, Körpergröße, Geschlecht und Alter und wird regelmäßig an die Lebenssituation und den Abnehmerfolg angepasst. Die Weight Watchers Punkte und das akribische Notieren der verzehrten Lebensmittel sollen dabei helfen, gesunde und kalorienarme Gerichte zu erkennen und in den Alltag zu integrieren. So stellt man die Ernährung im Laufe der Zeit ganz von alleine um.

Coaching, Punktetabellen und Weight Watchers Rezepte

Parallel dazu kann man einmal pro Woche an öffentlichen Weight Watchers Treffen teilnehmen, um sich mit anderen Abnehmwilligen auszutauschen. Geleitet werden die Sessions von Coaches, die selbst mit Weight Watchers abgenommen haben und seitdem erfolgreich ihr Gewicht halten. WW unterstützt den Abnehmprozess der Teilnehmer darüber hinaus mit zahlreichen Goodies wie Infobroschüren, Punktetagebüchern, Rezeptvorschlägen, SmartPoints-Tabellen für rund 80.000 Lebensmittel, der WW-App und einem Online-Programm.

Mit einem Barcode-Scanner können die Punkte einzelner Lebensmittel bereits beim Einkaufen im Supermarkt bestimmt werden. Außerdem sind WW-Fertiggerichte wie Salate, Soßen und Snacks erhältlich. All das soll dazu beitragen, das Essverhalten und Gefühl für ernährungsphysiologisch wertvolle Lebensmittel zu verbessern. Glaubt man den Angaben des Unternehmens, ist mit Weight Watchers ein Gewichtsverlust von bis zu einem Kilo pro Woche drin.

Weight Watchers im Alltag: In vier Schritten zum Wunschgewicht

Ohne Fleiß kein Preis: Wer mit Weight Watchers erfolgreich abnehmen und sein Wunschgewicht langfristig halten will, sollte diese vier Punkte so konsequent wie möglich umsetzen (keine Panik, Ausrutscher sind erlaubt).

1. Punktetagebuch führen: Um nachzuvollziehen, was ihr esst, solltet ihr die Punkte aller verzehrten Lebensmittel und Getränke regelmäßig in einem „Ernährungstagebuch“ notieren. Entweder schriftlich in einem Heft, das bei den Treffen erhältlich ist, oder digital in der Weight Watchers App.

2. SmartPoints zählen: Jedes Lebensmittel oder Getränk erhält eine gewisse Anzahl an SmartPoints – diese sind sozusagen eure WW-Währung. Je nach Punktebudget „zahlt“ ihr damit für alle Mahlzeiten, Snacks und Getränke, die ihr im Laufe des Tages zu euch nehmt.

3. Essen planen: Um mit WW erfolgreich abzunehmen, sollten die Einkäufe und Mahlzeiten so gut es geht im Voraus geplant werden. Dabei unterstützen euch die App und Kochbücher mit zahlreichen Rezepten. Ebenfalls praktisch: vorgefertigte Einkaufslisten aus den Weight Watchers Treffen.

4. App nutzen: Mit der WW-App habt ihr euer Punktetagebuch quasi immer in der Hosentasche. Die Applikation bietet zusätzlich Rezepte und nützliche Tools wie den Barcode-Scanner, der das Einkaufen nach Punkten im Supermarkt erleichtert.

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Frau schlürft grünen Smoothie mit Strohhalm | © iStock | FGorgun

WW Freestyle: So funktioniert das Programm

Die gute Nachricht: Weight Watchers ist keine klassische Diät, die auf einen schnellen Gewichtsverlust (inklusive Jo-Jo-Effekt) abzielt, sondern verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Ziel ist es, sich in seiner Haut wohlzufühlen und sein Wunschgewicht dauerhaft zu halten. Um das Konzept einfacher und alltagstauglicher zu machen, wird es fortlaufend aktualisiert. Das aktuelle Programm des US-Konzerns nennt sich „WW Freestyle“ und verspricht eine noch flexiblere Handhabung.

Omelett oder Schoko-Macaron: Gesunde Ernährung leicht gemacht

Wie viel ihr täglich essen dürft, bestimmt eure individuell berechnete Punktezahl. Das SmartPoints-Budget macht es einfacher, sich kalorienarm, ausgewogen und gesund zu ernähren. Obwohl man grundsätzlich alles essen darf, beeinflusst die Weight Watchers Punktetabelle die Lebensmittelauswahl. Denn je mehr Zucker und gesättigte Fettsäuren ein Nahrungsmittel enthält, desto höher ist sein Punktewert. Je höher der Eiweißanteil eines Lebensmittels ist, desto weniger Punkte besitzt es.

Gesunde Nahrungsmittel mit geringer Energiedichte schlagen logischerweise mit weniger SmartPoints zu Buche, sodass ihr mehr davon essen dürft. Ein Omelett mit Räucherlachs und Tomaten hat beispielsweise zwei Weight Watchers Punkte, genauso wie ein Cappuccino mit Vollmilch oder ein einziger Schoko-Macaron. Wer clever mit seinen Punkten haushaltet und sie vernünftig über den Tag verteilt, muss weder hungern noch unerwünschte Heißhungerattacken befürchten. Und: Ab und zu könnt ihr euch auch mal eine Nascherei gönnen.

Was sind ZeroPoint Foods?

Neben den SmartPoints gibt es bei „WW Freestyle“ sogenannte ZeroPoints bzw. ZeroPoint-Lebensmittel. Diese haben keine Punkte und müssen weder gezählt noch gewogen oder aufgeschrieben werden. Zu den ZeroPoint Foods gehören rund 200 kalorienarme Lebensmittel, die in Kombination mit SmartPoint Foods für Mahlzeiten verwendet oder dann genutzt werden können, wenn das tägliche Punktebudget bereits aufgebraucht ist.

Dazu gehören unter anderem:

  • Lachs

  • Hähnchenbrustfilet

  • Tofu

  • Eier

  • Mais

  • Erbsen

  • Fettarme Milchprodukte

  • Die meisten Obst- und Gemüsesorten

Kalorienarme ZeroPoint Foods sollten die Grundlage der Ernährung bilden und bei Snacks und Hauptmahlzeiten mit SmartPoint-Lebensmitteln kombiniert werden. Ein Gericht kann aber auch nur aus ZeroPoint Foods bestehen – zum Beispiel Joghurt mit Obst, Frittata mit Räuchertofu und Paprika oder Seelachs mit Karotten und Kräuterjoghurt-Dip. Klingt gar nicht nach Diät, oder? Trotzdem solltet ihr nicht ausschließlich punktefrei essen. Eine gesunde, ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung besteht eben auch aus Lebensmitteln mit SmartPoints, die gesunde Fette und Kohlenhydrate enthalten.

Wochenextra und ActivPoints – was ist das?

Zum flexiblen „WW Freestyle“ Programm gehört ein sogenanntes Wochenextra. Das sind Punkte, die zum regulären SmartPoints-Budget hinzukommen und die ohne schlechtes Gewissen für Restaurantbesuche oder ein abendliches Glas Wein genutzt werden können. Außerdem könnt ihr mit dem Wochenextra euer tägliches Punktebudget aufstocken. Einlösen lassen die Extrapunkte sich nach Lust und Laune – allerdings nur in der jeweiligen Woche, übertragbar ist das Wochenextra nicht.

Daneben animiert Weight Watchers seine Mitglieder zu einem aktiven Lebensstil und regelmäßiger Bewegung. Für Sport oder Hausarbeiten wie Staubsaugen gibt es sogenannte ActivPoints. Diese werden dem Punktekonto gutgeschrieben und dürfen ebenfalls in Lebensmittel oder Getränke eingetauscht werden. Das heißt: Wer joggen geht, Fenster putzt oder sich im Fitnessstudio auspowert, darf fairerweise auch mehr essen.

Wer mit Sport zusätzliche ActivPoints sammelt, darf bei der Weight Watchers Diät mehr essen oder sich ab und an mit einer Nascherei belohnen. | © iStock | Ridofranz
Wer mit Sport zusätzliche ActivPoints sammelt, darf bei der Weight Watchers Diät mehr essen oder sich ab und an mit einer Nascherei belohnen.
Foto: iStock | Ridofranz

Weight Watchers Erfahrung: Digital oder im Studio?

Ob ihr euch für die Online-Variante mit App und PC oder regelmäßige Treffen in den deutschlandweit fast 700 Weight Watchers Studios entscheidet, bleibt euch überlassen. Manche brauchen den wöchentlichen „Kontrolltermin“, um am Ball zu bleiben, und finden den Austausch mit Leidensgenossen hilfreich. Laut Weight Watchers nehmen Teilnehmer, die zu den Workshops gehen, achtmal mehr ab als Einzelkämpfer.

Die kostenpflichtigen Treffen sind allerdings keine Voraussetzung für die Teilnahme am Programm. Und das ist auch gut so, denn andere empfinden die wöchentlichen Termine mit Coach und Co. eher als lästig und brauchen keine Gruppe, die sie im Kampf gegen die Kilos pusht. Für solche Kandidaten ist Weight Watchers Online prädestiniert. Auf der Website wird das WW-Konzept per Video und anhand der Erfolgsgeschichten von Testimonials Schritt für Schritt erklärt. Mit dem digitalen Tagebuch, der umfangreichen Rezeptdatenbank, Mahlzeitenplänen, Einkaufslisten, der App und mithilfe der Online-Community ist es auch ohne Workshops möglich, erfolgreich abzunehmen.

Die Vorteile und Nachteile der Diät im Check

Dazu, dass Weight Watchers zu den beliebtesten Abnehmprogrammen weltweit zählt, tragen unter anderem diese Pluspunkte bei:

  • Alltagstauglichkeit: Das WW-Programm lässt sich vergleichsweise einfach in den Alltag integrieren. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ihr die Diät durchhaltet.

  • Gesundheit: Da keine Lebensmittel verboten sind, die Weight Watchers Tabelle aber eiweißreiche, fettarme und ballaststoffhaltige Produkte empfiehlt, sind bei entsprechender Nahrungsmittelauswahl auch langfristig keine Mangelerscheinungen zu befürchten.

  • Unterstützung: App, Workshops und Co. unterstützen die Teilnehmer beim Abnehmen und begleiten sie auf dem Weg zu einer gesünderen Lebensweise. Die regelmäßigen Gruppentreffen sorgen ebenfalls für Motivation und positive Anreize.

  • Flexibilität: Die flexible Auslegung des Punkteplans macht eine ausgewogene Ernährung möglich. Man greift automatisch zu gesunden Lebensmitteln, da diese weniger Punkte haben und trotzdem satt machen.

  • Kontrolle: Dranbleiben und durchhalten ist hart, besonders wenn der innere Schweinehund nach einem Leckerli ruft. Ihn im Zaum zu halten und diszipliniert zu bleiben, ist durch die wöchentlichen Kontrolltreffen, den Coach und den Austausch in der Gruppe deutlich einfacher.

  • Bewegung: Sport und aktive Tätigkeiten im Haushalt werden als ActivPoints gutgeschrieben. Das schafft einen Anreiz, sich mehr zu bewegen und führt automatisch zu einer gesünderen Lebensweise.

  • Aktualität: Das Weight Watchers Konzept wird laufend überarbeitet und auf den neusten Stand gebracht.

Entscheidet ihr euch aufgrund der Vorteile für WW, solltet ihr aber auch diese Faktoren im Hinterkopf behalten:

  • Kosten: Das Programm ist alles andere als günstig. Ein Monatspass für das Gesamtpaket inklusive Workshops mit Coach, App und Online-Nutzung kostet 42,95 Euro. Ein Jahresabo ist mit 33,95 Euro pro Monat etwas günstiger. Wer sich für eine reine Online-Mitgliedschaft inklusive App-Nutzung entscheidet, zahlt monatlich 18,95 Euro.

  • Qualität: Wie effektiv die Treffen sind, hängt von der Kompetenz der Coaches ab. Die Trainer sind weder Pädagogen noch Ernährungswissenschaftler, sondern ehemalige Teilnehmer, die lediglich eine interne Schulung durchlaufen.

  • Vermarktung: Das riesige Angebot an WW-Produkten – von Fertiggerichten über Rezeptbücher bis hin zu Gadgets wie Schrittzählern – ist sehr kommerziell.

  • Regelmäßigkeit: Wer nicht konsequent Punkte zählt oder ständig Ausnahmen macht, wird nicht abnehmen bzw. nach einem Abnehmerfolg gleich wieder zunehmen – wie bei jeder anderen Diät auch.

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gut gelaunte Frau im Sommerurlaub | © iStock | mihailomilovanovic

Das sagt die Ernährungswissenschaft zu Weight Watchers

Die gute Nachricht: Im Gegensatz zu vielen Trend-Diäten ist Weight Watchers laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) kein Humbug. Da vorrangig fettreduzierte, ballaststoff- und eiweißhaltige Lebensmittel auf dem Speiseplan stehen, ist aus ernährungsphysiologischer Sicht nichts gegen das Konzept einzuwenden. Da eine gesunde Mischkost die Grundlage der Diät bildet, ist die Nährstoffversorgung langfristig gesichert. Das heißt: Selbst wenn ihr das WW-Programm jahrelang durchzieht, habt ihr keine negativen Folgen für die Gesundheit zu befürchten.

Aber: Wie jede andere Diät ist Weight Watchers nur für gesunde Menschen geeignet. Wer an einer Essstörung oder krankhaftem Übergewicht leidet, sollte sich nicht bei WW anmelden, sondern von einem medizinischen Experten beraten lassen. Auch für schwangere Frauen und Kinder gilt: Finger weg von Programmen zur Gewichtsreduktion – egal, wie beliebt oder effektiv sie vermeintlich sind.

 

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