Keiner hat Zeit? Gehe trotzdem los. Fünf Ideen unserer myself-Printredaktion für Alleingänge.
Als Harry Styles Konzerte in Deutschland ankündigte, wollte ich unbedingt hin. Ich fragte von Familie bis Kolleginnen alle, ob sie mitgehen wollen. "Zu teuer", "keine Zeit" hörte ich und dachte: Ich. Will. Aber! Also ging ich. Allein.
Zwei Jahre und einige Solo-Konzerte später sah ich, dass meine Lieblingsgruppe auf dem Rock- und Popfestival I-Days Milano auftreten soll. Ich kaufte sofort ein Ticket und ging das erste Mal allein zu einem Festival. Schluck. Das war noch mal ein anderes Level.
Doch ich traf schon in der Schlange vor dem Einlass neue Freunde, ich jubelte mit Fremden. Ich fühlte mich wie auf einer gigantisch großen Geburtstagsparty! Abends lag ich glücklich im Hotelbett und wusste genau: alles richtig gemacht.
Tipp für Einsteigerinnen: Am 30. und 31. August findet das Superbloom Festival in München statt. Das Line-up von Post Malone bis Nelly Furtado kann sich sehen lassen. Wer allein hingeht, ist garantiert nicht einsam.
Sylvie Wallecan, Managing Editor
Bis tief in die Nacht könnte ich dem Glimmen zuschauen. Keine Extrawürstchen – nur ich, der Grill to go und das Gemurmel der Welt. Allein grillen ist totales Runterkommen, Meditation mit Brutzeluntermalung.
In der großen Gruppe ist Grillen ja oft so kompliziert: "Wer bringt Brot mit? Bitte auch was mit Körnern!" "Von welchem Metzger ist das Fleisch?" Und am Ende hat man zweimal Nudelsalat, der eine mit Mayo, der andere mit Fleischwurst, damit jeder was zu meckern hat.
Doch allein fühlt es sich herrlich leicht an: Genießen ohne Kompromisse. Vor lauter Freude lege ich noch das zweite Stück Rinderfilet (Stichwort: Gönn dir!) drauf. Am Ende braucht es keine große Runde, um Feuer zu entfachen.
Mein Rezept für den besten Ein-Personen-Salat:
1 Avocado
1 hart gekochtes Ei, gewürfelt
1/3 Salatgurke, gewürfelt
1 Handvoll Cherrytomaten
mit 1 EL Olivenöl, 2 TL Senf und 1 EL Zitronensaft sowie Hanfsamen, Salz und schwarzem Sesam würzen. Wer mag, bröselt noch Croûtons drüber.
Anne Kathrin Koophamel, stellv. Chefredakteurin
Ich hatte mal einen Freund, einen bayerischen Naturburschen. Über 25 Grad? Ein Gewässer existiert? Das Nächste, was man sah, war sein nackter Hintern. Es irritierte mich zunächst. Wir Hanseaten gucken Pfeife rauchend auf die Gischt, ja, aber nackt baden? Dat mok wi nich. Es dauerte ein paar Jahre, bis ich ihn, verschwitzt nach einer Fahrradtour, in die Isar begleitete.
Eine Epiphanie. Natürlich, Erfrischung, herrlich, aber vor allem war da ein tiefes Gefühl der Freiheit. Etwas Archaisches. Nacktheit als etwas ganz und gar Natürliches, nicht Sexuelles. Und Erfüllung meiner Sehnsucht nach dem Einswerden mit der Natur, von der ich nicht mal wusste, dass ich sie hatte.
Nur der Freund nervte. Als es mit ihm auseinanderging, wurden meine Bäder friedlich. Ob im Indischen Ozean oder im See – wenn ich durch das Wasser gleite, ich nur das Plätschern und die Vögel höre, ist das für mich der reinste Moment auf dieser Erde.
Ich brauche kein Buch, kein Handy, keine Musik, keine Gespräche. Keine Kleidung, die das Gefühl verfälscht. Nur klares Wasser und meine klaren Gedanken.
Tipp: FKK-Bereiche meiden, lieber zum Sonnenauf- oder -untergang am See sein. Nacktsein ist keine Straftat.
Birgit Querengäßer, Textchefin
Familie, Job, Freunde – ich bin immer für alle erreichbar. Mein Kopf ist voll. Nachts liege ich wach und denke an die To-dos der nächsten Tage. Wenn ich doch sowieso schon wach liege, warum stehe ich nicht einfach auf? Und versuche, den Kopf frei zu bekommen?
"Expedition ins Glück" nenne ich mein Vorhaben. Fühlt sich allerdings nicht so an, als ich mich morgens um drei aus dem Bett quäle. Mein Ziel: der Jochberg in den Bayerischen Voralpen. Wo sich sonst Hunderte tummeln, steige ich allein über ausgetretene Wanderwege auf. Die Stille legt sich um mich und fühlt sich fast so gut an wie meine weiche Bettdecke. Vögel, die zwitschernd aufwachen, holen mich in die Realität zurück.
Ein zarter Lichtschein zeichnet sich am Horizont ab – jetzt aber schnell! Am Gipfel angekommen habe ich gerade noch Zeit, mir einen Kaffee aus der Thermoskanne einzugießen, schon geht es los: Die Sonne geht auf. Ich lehne mich gegen das Gipfelkreuz, blinzle ins Licht, nehme einen tiefen Atemzug Morgenluft und einen Schluck Kaffee. Das ist kein Livestream, das ist echt. So einen Morgen vergisst man nicht.
Tipp: Gipfelwanderungen wählen, die nicht länger als zwei Stunden dauern (zum Beispiel auf bergfex.de). Stirnlampe nicht vergessen, um sich in der anfänglichen Dunkelheit zurechtzufinden.
Michael Moser, Art Director
Freitags setze ich mich in meinen selbst ausgebauten, vier Meter dreißig langen Mini-Camper und fahre los. Richtung Süden. Den ersten Blick in die Karte werfe ich erst nach 100 Kilometern. Wo möchte ich diese Nacht verbringen? Mich zu trauen, planlos zu sein, um den Moment zu genießen, das schenkt mir innere Ruhe – musste ich auch erst lernen.
Und spontan ein paar Tage allein zu verreisen, hat mir dabei geholfen. Mal fahre ich in die Tiroler Berge und wache zwischen Wildblumenwiesen und Steilwänden auf. Wenn ich mehr Zeit habe, weiter bis an die kroatische Küste und schlafe mit Wellenrauschen ein.
Ich liebe es, unabhängig zu sein und alle Entscheidungen zu treffen. Man muss nicht erst einen Camper kaufen – die kann man auch mieten (zum Beispiel bei paulcamper.de oder indiecampers.de). Stellplätze finde ich in Apps wie "Roadsurfer Spots", "Park4Night" oder bei Google Maps.
Tipp: Mit einem kleineren Fahrzeug bekommt man auch an beliebten Hotspots meist noch einen Platz, wie der Auronzohütte in den Dolomiten.
Alexandra Pasi, Ressortleitung Leben
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