"Wie der Herr, so's Gescherr." oder meine ergänzende Kreation "Wie die Frau, so der Wau Wau." – gemeint ist damit das Klischee, dass sich Hunde und Halter*innen nicht selten optisch wie auch vom Charakter her ähnlich sind. Was dein Hund über dich aussagt, erklären wir hier.
Bevor wir gleich in die Charakteranalyse anhand der gewählten Hunderasse gehen, ist es mir wichtig eines zu betonen: Nur weil ein Hund einer bestimmten Rasse angehört, kann man nicht eins zu ein auf seine Persönlichkeit und sein Verhalten schließen.
Sicherlich lassen sich einige Merkmale erkennen oder vorhersehen, allerdings spielen auch Faktoren wie die Genetik und Charaktere der Elterntiere, die Sozialisation, Erfahrungen, Erziehung und der individuelle Charakter eine Rolle.
Neuere Studien zeigen sogar, dass die Persönlichkeit häufig nur in geringem Maße durch die Rasse beeinflusst wird und sich Hunde innerhalb einer Rasse teils mehr unterscheiden als Hunde unterschiedlicher Rassen.
Dennoch steckt im eingangs erwähnten "Klischee" ein wahrer Kern, wie ich in meiner Tätigkeit als Hundetrainerin schon oftmals feststellen konnte. So lassen sich im Hund durchaus Charakterzüge finden, die auch Herrchen oder Frauchen aufweisen.
Hier kommen ein paar klassische Beispiele:
Aktive, lernbegierige und arbeitswillige Hunderassen wie Border Collie, Australian Sheperd oder Pudel finden bei Besitzer*innen ein Zuhause, die selbst sehr dynamisch, abenteuerlustig, sportbegeistert, engagiert und bereit sind, Neues zu lernen.
Willensstarke, mutige und selbstbewusste Rassen wie Dackel, Chihuahua, Jack Russell Terrier oder Schäferhund werden gern von Personen gehalten, die selbst ein großes Selbstvertrauen, Ausdauer, Durchsetzungsvermögen und Führungspersönlichkeit aufweisen.
Hunderassen, die eher "Einzelgänger" sind, sich sehr an ihren Menschen binden, aber andere oft uninteressant finden und ihr eigenes Ding machen, wie etwa Shiba Inu, Akita Inu, Husky oder Herdenschutzhundrassen, haben Halter*innen, die individualistisch, unabhängig, eigenständig und freiheitsliebend sind.
Wegen ihres freundlichen Wesens und ihrer großen Bereitschaft zur Zusammenarbeit sind Rassen wie Labrador Retriever oder Golden Retriever nicht umsonst mit die beliebtesten weltweit. Bei ihren Hundeeltern handelt es sich meist um offene, gesellige und teamfähige Menschen, die viel Wert auf Harmonie legen.
Selbstverständlich gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel. Und weil die bloße Hunderasse eben gar nicht so viel über den Charakter aussagen muss, trifft es auch auf Halter*innen von Mischlingen häufig zu, dass sich Persönlichkeitsmerkmale gleichen.
In der Psychologie gibt es die Theorie, dass sich Menschen vornehmlich Partner*innen suchen, die ihnen unter anderem Charaktermerkmale und Verhaltensweisen spiegeln, die sie etwa an sich selbst nicht mögen oder an denen sie noch arbeiten wollen.
Aus meiner Erfahrung als Hundetrainer*in kann ich das auch für einige Hund-Mensch-Teams unterschreiben. Denn so vorteilhaft es ist, dass man sich einen Hund aussucht, der zum eigenen Charakter und Lebensstil passt, so herausfordernd kann es werden.
So kann es passieren, dass die extrem aktiven Besitzer*innen von Australian Sheperd und Co. es zu gut meinen und aus ihnen "Arbeitsjunkies" machen, die nicht mehr zur Ruhe kommen können. Und das, obwohl Hunde zwischen 18 und 20 Stunden am Tag ruhen/schlafen sollten.
Oder der willensstarke Mensch tritt seinem selbstbewussten Hund zu herrisch gegenüber, worauf dieser wiederum noch rüpelhafter reagiert und seine Grenzen stärker hinterfragt.
Mit der nötigen Selbstreflexion und gegebenenfalls mit der Hilfe eines*r guten Hundetrainer*in lernen Hund und Mensch an diesen Herausforderungen gemeinsam zu arbeiten, sich weiterzuentwickeln und zu einem Team zusammenzuwachsen.