Vom Alltagssyndrom zur chronischen Krankheit

Erschöpfung: Wenn dem Körper die Puste ausgeht

Junge Frau in Büro sitzt gähnend am Schreibtisch vor dem Laptop | © iStock / Neustockimages
Ausgepowert? So erkennt und behandelt man akute Erschöpfung.
© iStock / Neustockimages

Job, Familie und soziales Leben: Der Alltag vieler Frauen gleicht einem Leben auf der Überholspur. Kein Wunder, wenn akute Erschöpfung die Folge ist. Im Büro drängt die nächste Deadline, die Kinder müssen vom Fußballturnier zur Musikstunde chauffiert werden, die beste Freundin ist frisch getrennt und fordert die volle Aufmerksamkeit – und ganz nebenbei sollte auch die Beziehung zum Partner nicht zu kurz kommen. Eigene Bedürfnisse stehen hinten an. Fatal, denn die anhaltende Belastung kann ernstzunehmende gesundheitliche Folgen haben.

In unserer leistungsgeprägten Gesellschaft werden psychische Erkrankungen gerne verharmlost. Kein Wunder: Wer nimmt Anzeichen wie Antriebslosigkeit, extreme Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Erschöpfung bei sich selbst schon wirklich ernst, wenn bereits die nächste wichtige Verpflichtung ansteht? Viele leiden still vor sich hin und setzen sich mit auferlegten Glaubenssätzen wie „Jetzt reiß dich doch mal zusammen“ und „Mir geht es doch eigentlich gar nicht so schlecht“ zusätzlich unter Druck.

Das führt zu einem gefährlichen Teufelskreis: Nicht nur der Körper reagiert beispielsweise mit Konzentrationsproblemen auf den anhaltenden Erschöpfungszustand, auch die Psyche leidet. Ist das innere Gleichgewicht erst einmal in Schieflage geraten, dauert es nicht lange, bis sich weitere körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Schlafstörungen bemerkbar machen – und aus den sogenannten „Allgemeinsymptomen“ ein chronisches Krankheitsbild wird. 

Übrigens hat eine Studie ergeben, dass Frauen mehr Schlaf brauchen als Männer.

Damit es gar nicht erst so weit kommt, ist es umso wichtiger, die Symptome frühzeitig zu erkennen und ihren Ursachen auf den Grund zu gehen. 

Was ist eine Erschöpfung?

Erschöpfung allein ist noch keine Erkrankung, sondern ein Symptom. Erschöpft ist man schließlich auch nach einer schweißtreibenden Sporteinheit, einem stressigen Arbeitstag oder einer durchzechten Nacht. Kritisch wird es dagegen, wenn Antriebslosigkeit und „Sich-ausgepowert Fühlen“ zum Dauerzustand werden.

Erschöpfung ist eine über den Zustand der Ermüdung hinausgehende Verminderung der Körperkraft und Belastbarkeit, unter Umständen mit dem Gefühl des Ausgelaugtseins, innerer Leere, Zermürbung und gesteigerter Reizbarkeit bis hin zu vollständigem Kräfteverschleiß.

Ursachen: Weshalb kommt es zu Erschöpfungszuständen?

Hinter Erschöpfung können sich unterschiedliche körperliche Ursachen verbergen: Oft führt bereits eine einfache Erkältung dazu, dass man sich schlapp und irgendwie neben der Spur fühlt. Auch Hormon- und Schlafstörungen, Eisen- oder Vitamin B-Mangel, Herz-, Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten können mögliche Auslöser für dauerhafte Erschöpfung sein.

Neben diesen körperlichen Ursachen können aber auch psychische Erkrankungen extreme Erschöpfung auslösen: Sie ist in vielen Fällen eine Begleiterscheinung von Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder dem Burnout-Syndrom.

Was ist Burn-out?

Nicht „nein“ sagen können, eine niedrige Toleranzgrenze und der Wunsch, immer und überall erreichbar zu sein: Das Burnout-Syndrom ist eine Erschöpfungsreaktion, die durch eine permanente Überforderung ausgelöst wird. Burnout-Patienten fühlen sich vom enormen Stress und Leistungsdruck überfordert, von Chef oder Kollegen nicht ausreichend anerkannt. Die psychischen Burnout-Symptome werden von körperlichen Beschwerden wie chronischer Müdigkeit, Schlafstörungen und Verdauungsproblemen begleitet. Mit der Zeit ändern die Betroffenen ihr gesamtes Verhalten: Sie sind zynisch, schnell reizbar und ziehen sich zurück, um Arbeitskollegen, Freunden oder Familie nicht zur Last zu fallen oder vor ihnen nicht ihr Gesicht zu verlieren. So rückt der Job automatisch weiter in den Mittelpunkt des Lebens, bis nur noch das „Funktionieren“ an oberster Stelle steht. 

 

Therapie, Prävention und Soforthilfemaßnahmen: Tipps gegen Erschöpfung

Einfach mal locker machen? Einen Termin beim Psychotherapeuten vereinbaren? Was dagegen hilft, lässt sich pauschal nicht beantworten – denn die Behandlung hängt stark vom jeweiligen Grund der Erschöpfung ab.

Aber damit die Erschöpfung im Alltag kein Dauerzustand wird und sich nicht zu Burnout, Depression oder ähnlichen Erkrankungen entwickelt, ist nicht gleich eine Therapie nötig. Ersten Erschöpfungssymptomen wie extremer Müdigkeit oder Antriebslosigkeit kann man mit ganz einfachen Mitteln entgegenwirken.

  • Pausen und Ruhephasen: Nicht nur an den Wochenenden sollte man mal richtig ausspannen. Genauso wichtig: auch unter der Woche – wenn auch nur für kurze Zeit – etwas für sich tun, zum Beispiel eine Yoga-Einheit am Morgen oder ein kurzer Spaziergang in der Mittagspause.

  • Schlafen ist nicht überwertet: Wer sich ausreichend Nachtruhe gönnt, startet besser erholt in den nächsten Tag.

Weg mit Smartphones und Tablets im Bett, lieber mal wieder zu einem guten Buch greifen.

  • Bewegung: Und zwar nicht nur einmal im Monat. Es muss ja nicht gleich Hochleistungssport sein. Aber ausreichend Bewegung sorgt für mehr Energie, reduziert Stress und lässt einen abends besser in die Federn sinken. Wie wäre es mit ein bisschen Pilates?

  • Entspannen lernen: Mediations- und Atemübungen, Yoga, Tai Chi und Co. – es gibt unzählige Möglichkeiten, dem Körper (und dem Kopf!) beim Abschalten zu helfen.

  • Man ist, was man isst: Wer sich ständig von Fast Food und Fertiggerichten ernährt, fühlt sich auf Dauer in seinem Körper nicht wohl – und auch die Psyche leidet oft darunter. 

  • Realistisch sein: Der Tag hat nun mal nur 24 Stunden und es kann nur so viel erledigt werden, wie gerade geht. Deshalb: größere Aufgaben besser über die Woche verteilen und Aktivitäten vorab planen.

Regel Nummer eins: auch ohne schlechtes Gewissen „nein“ sagen – egal ob zum Chef oder der besten Freundin.

  • Darüber reden: Wenn alles zu viel wird hilft es, mit Familie oder guten Freunden offen über die Probleme zu sprechen. Und: Hilfe anzunehmen.

  • Falschen Stolz über Bord werfen: Manchmal ist die Erschöpfung schon weiter fortgeschritten, als man denkt – je länger sie anhält, desto größer ist die Gefahr, dass der Zustand chronisch wird. Wer sich ständig ausgebrannt und schlapp fühlt, sollte die Symptome deshalb nicht herunterspielen, sondern professionelle Hilfe in Anspruch nehmen – etwa von einem Arzt oder Psychotherapeuten. 

Mehr über das Thema „Erschöpfung“ und individuelle Hilfe sowie hilfreiche Links und Broschüren gibt es unter anderem hier:

 

Zuckendes Augenlid, eingerissene Mundwinkel & Co.: Was uns der Körper mit diesen Symptomen sagen will und alles zur nächsten Zeitumstellung!

www.bundesgesundheitsministerium.de / www.pschyrembel.de
Mehr zum Thema