Pandemüde oder ausgebrannt?

Burnout: Anzeichen, Diagnose und Therapie

Beschäftigte, gestresste Mutter sitzt mit ihrem Kind zuhause und arbeitet an einem Laptop im Homeoffice | © gettyimages.de | Oleksandra Bezverkha
Burnout: wenn der Kopf eine Pause braucht.
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Das Gefühl, ausgebrannt zu sein, kennen immer mehr Menschen – unabhängig von ihrem Beruf. Die Pandemie beeinträchtigt die Psyche immens und sämtliche psychische Erkrankungen nehmen seitdem deutlich zu. Schon vor Corona leiden vier bis fünf Prozent der Erwachsenen in Deutschland an Burnout, Tendenz steigend. Nun droht vielen weiteren Menschen Burnout, denn die Pandemie verdeutlicht Probleme, die bereits da waren. Neue Corona-Regeln, Homeschooling und Angst vor der Ungewissheit, wie es mit Corona weitergeht, sorgen für Dauerstress. Die aktuelle Situation füttert also die psychische Erkrankung. Aber was genau steckt hinter Burnout und wie erkenne ich, ob ich Burnout habe?

Was ist Burnout?

"To burn out" heißt auf Englisch so viel wie "ausbrennen" und bezeichnet einen Zustand dauerhafter emotionaler Erschöpfung und chronischer Überforderung. Eine eindeutige medizinische Diagnose für Burnout gibt es nicht, die Symptome bei Burnout äußern sich bei jedem Menschen anders. Allerdings gibt es sowohl bei den Ursachen als auch den Symptomen häufig Überschneidungen mit einer Depression.

Ursachen für Burnout

Die Auslöser für ein Burnout, also Dauerstress und chronische Erschöpfung lassen sich in zwei Kategorien einordnen: situative Ursachen, etwa Stress am Arbeitsplatz, und persönliche Faktoren wie beispielsweise das individuelle Stressempfinden. Während bei einigen Betroffenen bereits ein kurze Stressphase im Job ein Burnout auslöst, können andere Menschen Belastungszustände jahrelang kompensieren, ohne sich ausgebrannt zu fühlen. Während einer Pandemie tritt Burnout meistens als Konsequenz ständiger Anspannung und mentaler Erschöpfung auf.

Burnout: Die Risikogruppe

Als Burnout-Risikogruppe gelten Personen mit einem schwach ausgeprägten Selbstbewusstsein, aber auch sehr engagierte, leistungsorientierte Charaktere, die an sich selbst und andere hohe Ansprüche stellen. Perfektionisten sind schneller betroffen. Diesen Menschen fällt es oft schwer, Selbstfürsorge zu betreiben: "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen." Das führt eher zu einem Burnout. Fühlen solche "High Performer" sich dann noch von unerfüllbaren Vorgaben, Erfolgsdruck oder einem schlechten Betriebsklima unter Druck gesetzt, macht sich anhaltende Frustration breit. Lassen die eigenen Ziele sich trotz aller Bemühungen nicht erreichen, stellt sich schließlich das Gefühl ein, ausgelaugt zu sein und einfach nicht mehr zu können. Immer mehr berufstätige Mütter leiden an einem Burnout, grundsätzlich aber kann es jeden treffen. Auch nicht-Berufstätige erkranken immer häufiger an Burnout.

Burnout Anzeichen: Wie äußert sich chronische Erschöpfung?

Mit welchen psychischen und körperlichen Anzeichen sich ein Burnout äußert, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Oft sind nicht die Symptome, sondern die Ursachen (etwa Leistungsdruck im Job) ausschlaggebend dafür, ob man die Diagnose Burnout erhält. Hinter anhaltender Erschöpfung muss aber nicht zwangsläufig ein Burnout-Syndrom stecken. Wer zum Beispiel an einer Schilddrüsenunterfunktion leidet, fühlt sich ebenfalls oft schlapp, antriebslos und ausgebrannt. Viele fragen sich deshalb: Wie erkenne ich ob ich Burnout habe?

Typische Burnout Anzeichen: Zu Beginn versuchen Betroffene, ihre Überforderung zu überspielen. Sie stürzen sich beispielsweise fieberhaft in die Arbeit, sitzen jeden Tag bis spät abends im Büro – und bemerken ihre Probleme dabei oft gar nicht. Dieses Überengagement weicht allerdings nach kurzer Zeit kompletter Resignation. Die Leistungsfähigkeit nimmt ab und emotionale Erschöpfung und Überforderung nehmen zu. Welche Burnout Symptome man deshalb immer im Blick haben sollte:

Burnout Symptome und erste Anzeichen

Müde Frau am Arbeitsplatz leidet an Burnout. | © gettyimages.de | holaillustrations

Burnout: Krankschreibung und Diagnose

Wie andere psychische Erkrankungen auch lässt ein Burnout sich nicht eindeutig diagnostizieren. Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt oder Hausärztin, die in den meisten Fällen eine Krankschreibung wegen Burnout ausstellen, damit Betroffene erstmal entlastet werden. Meist bekommt man anschließend eine Überweisung an einen Facharzt oder eine Fachärztin, die sowohl körperliche als auch psychische Aspekte bei der Diagnose berücksichtigen. Um körperliche Ursachen auszuschließen, sollte zuvor aber auf jeden Fall ein Bluttest gemacht werden. Die Werte lassen eindeutig erkennen, ob beispielsweise ein Tumor, eine Schilddrüsenerkrankung oder ein Infekt der Auslöser für die Symptome sein könnte.

Diese Burnout-Tests gibt es

Wenn ihr wissen wollt, ob ihr für Burnout gefährdet seid, könnt ihr mit unserem Burnout Test herausfinden, ob ihr weitere Schritte angehen solltet:

  • Maslach Burnout Inventory (MBI): Mithilfe des Selbsttests lässt die individuelle Burnout-Gefährdung sich anhand von 22 Fragen ermitteln. Der Fragebogen dreht sich unter anderem um emotionale Erschöpfung, Zynismus, Leistungszufriedenheit und Frustration am Arbeitsplatz. Wer den Test macht, muss Fragen wie "Ich fühle mich durch die Arbeit emotional erschöpft." mit "ja" oder "nein" beantworten.

  • Tedium Measure (Burnout Measure): Der Burnout-Test umfasst 21 Fragen. Dabei bewertet man Aussagen wie "Fühlen Sie sich niedergeschlagen?" oder "Fühlen Sie sich hoffnungslos?" auf einer Skala von 1 ("trifft nie zu") bis 7 ("trifft immer zu"). Am Ende des Test wird der persönliche "Überdrusswert" berechnet: Je höher er ist, desto größer die Burnout-Gefahr.

Burnout – was tun?

Wer an Burnout leidet, oder Burnout gefährdet ist, sollte sofort beginnen sich aus dem Hamsterrad zu befreien. Beim Burnout Syndrom ist es für Betroffenen entscheidend, ihre Denk- und Verhaltensmuster Schritt für Schritt zu ändern. Das heißt:

  • die eigenen Erwartungen überprüfen (und eventuell herunterzuschrauben)

  • Pausen einlegen

  • Stressbewältigung lernen

  • das soziale Netzwerk stärken und zu einem gesunden Leben zurückzufinden.

  • Ist der Job für das Burnout (mit-)verantwortlich Arbeitssituation verändern. Das heißt nicht zwangsläufig, dass man kündigen sollte. Schon kleine Veränderungen, zum Beispiel ein Homeoffice-Tag pro Woche, können für Entlastung sorgen.

Burnout: Behandlung und Therapie

Chronische Erschöpfung äußert sich von Patient*in zu Patient*in mit unterschiedlichen Symptomen. Entsprechend individuell sollte der Therapieansatz sein. Können sich Betroffene selbst nicht mehr helfen, oder sind die Burnout Symptome so schwerwiegend, dann kann eine Psychotherapie hilfreich sein. Dort lernt man, wie man Selbstvertrauen aufbauen, die eigenen Gefühle besser ausdrücken und Stress sowie Konflikte konstruktiv bewältigen kann. In besonders schweren Fällen können auch Medikamente wie Antidepressiva die Burnout-Therapie begleitend unterstützen. Je nachdem, welche Ursachen das Burnout Syndrom hat, sind unterschiedliche Schwerpunkte oder eine Kombination verschiedener Ansätze sinnvoll.

Möglichkeit für eine Burnout Therapie:

  • Verhaltenstherapie zielt darauf ab, Patienten zur Selbsthilfe anzuleiten und jahrelang "antrainierte" Verhaltensmuster abzulegen oder zu verändern.

  • Tiefenpsychologische Verhaltenstherapie unterstützt Betroffene dabei, ein stabiles Selbstbewusstsein aufzubauen.

  • Gruppentherapie ermöglicht Burnout-Patienten den Austausch mit anderen Betroffenen. Offene Gespräche und das Teilen von Erfahrungen helfen den Teilnehmern dabei, positiv in die Zukunft zu blicken.

  • Körper- und Bewegungstherapie: Viele Betroffene haben verlernt, die Signale ihres Körpers zu deuten. Eine Körpertherapie unterstützt sie dabei, die eigenen Bedürfnisse besser wahrzunehmen und physische sowie psychische Anspannung zu lösen.

Burnout Hilfe

Leidet ihr oder ein/e Bekannte*r unter Burnout, ist es wichtig, sich rechtzeitig Rat zu suchen und um Hilfe zu kümmern. Informiert euch oder sprecht direkt mit einem Arzt oder einer Ärztin. Auch ein Gespräch mit der Familie über Burnout kann hilfreich sein.

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