Wenn die Schilddrüse zu wenig Hormone produziert

Schilddrüsenunterfunktion: Symptome, Diagnose und Behandlung

Schilddrüsenunterfunktion: Junge Frau lässt sich bei einem Arzt untersuchen | © iStock | cyano66
Schilddrüsenunterfunktion: Symptome, Diagnose & Behandlung
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Die Schilddrüse hat eine lebenswichtige Aufgabe: Sie produziert Hormone, die den Stoffwechsel regeln und dadurch lebenswichtige Körperfunktionen steuern. Stellt die Schilddrüse (Thyroidea) zu wenig Hormone her, spricht man von einer Schilddrüsenunterfunktion, auch Hypothyreose genannt. Typische Anzeichen, Diagnose und Therapie im Überblick.

Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion?

Die menschliche Schilddrüse ist ein walnussgroßes, schmetterlingsförmiges Organ, das sich kurz unterhalb des Kehlkopfes neben der Luftröhre befindet. Aus Eiweiß und Jod stellt die Schilddrüse das lebenswichtige Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4) her. Das zweite Schilddrüsenhormon Trijodthyronin (T3) entsteht im Körper aus T4. Die beiden Hormone beeinflussen neben dem Stoffwechsel auch Kreislauf, Wachstum sowie das psychische Wohlbefinden.

Ist die Konzentration der Schilddrüsenhormone im Blut normal, spricht man von einer normalen Stoffwechsellage (Euthyreose). Produziert die Schilddrüse mehr Hormone, als der Körper benötigt, liegt eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) vor. Wenn zu wenig Schilddrüsenhormone gebildet werden, handelt es sich um eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose).

Ursachen einer Unterfunktion

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann angeboren sein, was allerdings selten vorkommt. In der Regel tritt sie im Laufe des Lebens als Folge einer Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis) auf. Eine häufige Form ist die sogenannte Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Dabei sieht der Körper die eigene Schilddrüse als Fremdkörper an, produziert Antikörper gegen das Gewebe und zerstört es langsam durch eine chronische Schilddrüsenentzündung.

Eine Schilddrüsenunterfunktion ist in der Regel nicht heilbar und muss daher dauerhaft mit Medikamenten behandelt werden. Wer die Tabletten regelmäßig nimmt, kann aber ein ganz normales Leben führen.

Symptome: Wie äußert sich eine Hypothyreose?

Bei einer Unterfunktion sorgt der Mangel an Schilddrüsenhormonen dafür, dass viele Stoffwechselprozesse im Körper langsamer als normal ablaufen. Das wirkt sich auf den gesamten Organismus aus. Welche Beschwerden wie stark auftreten, hängt davon ab, wie stark das hormonelle Defizit ausgeprägt ist. Typische Symptome einer Unterfunktion der Schilddrüse sind:

  • Kälteempfindlichkeit

  • Erschöpfung, Müdigkeit und Schwäche

  • Teilnahmslosigkeit (Lethargie)

  • verstärktes Schlafbedürfnis

  • niedriger Puls

  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen

  • verminderte Leistungsfähigkeit

  • verlangsamte Reflexe

  • verlangsamter Herzschlag

  • Atemnot bei Anstrengung

  • Gewichtszunahme

  • Erhöhte Blutfettwerte (insbesondere das LDL-Cholesterin)

  • Verstopfung

  • trockene, schuppende und kühle Haut

  • brüchiges Haar

  • heisere und tiefe Stimme

  • Flüssigkeitseinlagerungen an den Augenlidern (Lid-Ödeme)

  • bei Frauen: Störung der Monatsblutung

  • bei Männern: Potenzminderung

  • sexuelle Unlust

  • depressive Stimmungen

  • frühzeitige Arteriosklerose aufgrund gesteigerter Blutfette

Schilddrüsenunterfunktion Test: Symptome mit 8 Fragen abklären

Ob Anzeichen für eine Unterfunktion der Schilddrüse vorliegen, findet ihr mit diesem kurzen Fragebogen heraus.

  1. Fühlt ihr euch häufig müde und erschöpft?

  2. Habt ihr immer wieder Schwierigkeiten, euch auf eine Sache zu konzentrieren und fokussiert zu bleiben?

  3. Habt ihr ohne ersichtlichen Grund Gewicht zugenommen?

  4. Leidet ihr an schuppender, trockener Haut und glanzlosem, dünnem Haar?

  5. Treten vermehrt Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung auf?

  6. Ist euch häufig kalt und fröstelt ihr schneller als sonst?

  7. Fühlt ihr euch niedergeschlagen und traurig, manchmal sogar leicht depressiv?

  8. Habt ihr das Gefühl, einen Fremdkörper im Hals zu haben?

Wichtig: Der Selbsttest kann nie eine ärztliche Diagnose ersetzen. Wer mehrere der acht Fragen mit „ja“ beantwortet, sollte seinen Hausarzt oder einen Schilddrüsenspezialisten aufsuchen. Nur so kann eine Hypothyreose sicher diagnostiziert und entsprechend behandelt werden.

Diagnose: Schilddrüsenunterfunktion erkennen

Da hinter jedem Symptom auch andere Ursachen stecken können, ist eine Blutuntersuchung erforderlich, um eine Unterfunktion der Schilddrüse sicher nachzuweisen. Gerade bei älteren Menschen kann es passieren, dass Symptome wie Leistungsverlust und Kälteempfindlichkeit mit altersbedingten Schwächen verwechselt werden und eine Schilddrüsenunterfunktion gar nicht erkannt wird.

Bei der Blutuntersuchung wird zunächst gemessen, ob der TSH-Wert erhöht ist. TSH steht für „Thyroidea-stimulierendes Hormon“ und bedeutet so viel wie „Schilddrüsen-anregendes Hormon“. Es regelt die Bildung der Schilddrüsenhormone. Bei Erwachsenen liegt der Normbereich des TSH-Wertes zwischen 0,4 und 4,0 mU/l (milliUnits pro Liter). In einem zweiten Schritt wird die Menge des „freien“ Schilddrüsenhormons Thyroxin im Blut, der sogenannte fT4-Wert, ermittelt. Ist dieser zu niedrig, liegt eine Schilddrüsenunterfunktion vor. Wenn nur der TSH-Wert erhöht ist, der Wert des freien T4 aber noch im Normalbereich liegt, spricht man von einer beginnenden Unterfunktion – auch subklinische Hypothyreose genannt.

Behandlung: Schilddrüsenunterfunktion – was tun?

Um die Hormonwerte wieder in einen normalen Bereich zu bringen, wird das fehlende Schilddrüsenhormon Thyroxin durch ein synthetisch hergestelltes Medikament ersetzt, das dem körpereigenen Hormon T4 entspricht. Es handelt sich dabei um den Wirkstoff Levothyroxin, auch als L-Thyroxin bekannt. Patienten nehmen das fehlende Hormon in Tablettenform einmal täglich ein – mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück, da der Körper den Wirkstoff auf leeren Magen besser aufnehmen kann.

Durch die (meist lebenslange) Einnahme der Medikamente verschwinden die Beschwerden, die mit einer Schilddrüsenunterfunktion einhergehen, in der Regel vollständig. Auch Nebenwirkungen treten bei richtiger Dosierung praktisch nicht auf. Die Dosis von L-Thyroxin richtet sich nach dem Körpergewicht des Patienten. Bis sich Blut- beziehungsweise Schilddrüsenwerte, insbesondere der TSH-Wert, normalisiert haben, muss der Patient etwa monatlich zur Kontrolle. Wenn nötig, wird die Dosis nach zwei bis drei Monaten angepasst. So lange dauert es, bis sich der Hormonspiegel im Körper eingependelt hat. Befinden die Werte sich über längere Zeit im Normalbereich, wird der Kontrollrhythmus auf halbjährlich, später auf jährlich umgestellt.

Ernährung bei Hypothyreose: Diese Lebensmittel unterstützen die Schilddrüse

Es gibt keinen vorgeschriebenen Ernährungsplan für Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion. Wichtig ist, sich ausgewogen zu ernähren und viel zu bewegen – das gilt aber auch für alle, die nicht an Hypothyreose erkrankt sind. Wer seine Schilddrüse zusätzlich unterstützen möchte, kann gezielt Jod und Selen in den Speiseplan einbauen. Diese Spurenelemente unterstützen die Bildung von Schilddrüsenhormonen.

Besonders viel Jod steckt in folgenden Nahrungsmitteln:

  • Seefische wie Schellfisch, Scholle, Seelachs und Kabeljau

  • Meeresfrüchte, z.B. Nordseegarnelen und Miesmuscheln

  • Meeresalgen

  • Brokkoli

  • Cashewnüsse

Ein ideales Gericht für Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion ist also zum Beispiel Sushi. Größere Mengen Selen finden sich unter anderem in Schweinefleisch, Innereien (Leber und Niere), Fisch und Nüssen.

Zusätzlich ist eine ausreichende Zufuhr von Magnesium, Eisen und den Vitaminen B12, A, E sowie D empfehlenswert. Diese Mikronährstoffe wirken sich positiv auf Müdigkeit, Lichtempfindlichkeit, Stoffwechselschwankungen und andere Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion aus.

Schilddrüsenunterfunktion: Welche Nahrungsmittel weglassen?

Übermäßig viele Sojaprodukte sollten Patienten mit einer Schilddrüsenunterfunktion nicht verzehren. Denn Sojabohnen enthalten Substanzen, die die Funktion und Aktivität der Schilddrüsenhormone einschränken können.

Obwohl die Schilddrüse Jod für die Hormonproduktion benötigt, gibt es auch Ausnahmen: Im Zusammenhang mit der Autoimmunerkrankung Hashimoto steht ein erhöhter Jodverzehr im Verdacht, für einen vorzeitigen Ausbruch oder eine Verschlechterung der Krankheit zu sorgen. Wer an Hashimoto leidet, sollte jodhaltige Lebensmittel daher lieber vom Speiseplan streichen.

Schilddrüsenhormone sind keine Schlankheitsmittel

Die Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion mit synthetischem Thyroxin kann zu einer Gewichtsabnahme führen. Wer abspecken möchte, könnte daher in Versuchung geraten, eine erhöhte Dosis des Medikaments einzunehmen. Das ist allerdings keine gute Idee: Die Einnahme zu großer Hormonmengen kann die typischen Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion auslösen – unter anderem Kopfschmerzen, Herzrasen, Zittern, Nervosität und Schlafstörungen – und birgt langfristig ernsthafte gesundheitliche Risiken.

 

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