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Urban Gardening: Gärtnern in der Stadt

Kleine grüne Biotope mitten in der Stadt verbessern das Mikroklima und sind Rückzugsorte in den tristen Betonwüsten vieler Großstädte.  | © iStock | fotografixx
Kleine grüne Biotope mitten in der Stadt verbessern das Mikroklima und sind Rückzugsorte in den tristen Betonwüsten vieler Großstädte.
© iStock | fotografixx

Noch nie wurde in unseren Städten so viel gebuddelt, gepflanzt und geerntet. Auf Dächern, Vorgärten, Mauern und Grünstreifen werden Blumen gezüchtet und Gemüse geerntet. Urban Gardening, also Gärtnern in der Stadt, bringt die Natur zurück in die Städte. Ein Trend, dem wir nur zu gerne folgen - und deshalb gleich mal die nötige Inspiration für das eigene, private Biotop liefern!

Was ist Urban Gardening?

Auf Dachterrassen, Innenhöfen und Balkonen betreiben immer Menschen auch in den Städten ökologische Landwirtschaft und bauen ihre eigenen Kräuter, Obst und Gemüse an. Urban Gardening nennt sich das Konzept, bei dem nicht die fette Ernte im Fokus steht, vielmehr geht es um eine Bereicherung und Verschönerung des Stadtlebens. Kleine, grüne Rückzugs-Biotope werden geschaffen - als Ausgleich zum hektischen oft grauen Stadtleben. Mit jedem Hochbeet wird ein Stück Natur zurück in die Stadt geholt. Und das verbessert nicht nur das Mikroklima, sondern schafft auch mehr Bewusstsein für Natur und Umwelt - und ganz nebenbei kann man noch eigene, unbehandelte Bio-Lebensmittel ernten. Kein Wunder, dass in Zeiten des boomenden Vegetarismus bzw. Veganismus auch das Urban Gardening immer mehr Anhänger findet.

Community Gardens, Guerilla Gardening & Co.

Die Idee von Gärten und landwirtschaftlich genutzten Flächen in Städten ist aber keine neue. Schon seit dem 19. Jahrhundert gibt es solche Ansätze, als Inspiration dienten u.a. die New Yorker Gemeinschaftsgärten der 70er Jahre, die sog. Community Gardens. Bis dato dienten Gärten lediglich zur Selbstversorgung, nun rückten neue Aspekte in den Vordergrund, nämlich soziale, künstlerische, ernährungspolitische und stadtgestalterische. Ein Trend wurde ins Leben gerufen und es folgten immer neue, kollektive Gartenprojekte, u.a. interkulturelle Gärten, City Farms, Schulgärten, Nachbarschaftsgärten oder Guerilla Gardening. In Deutschland entstanden 1996 in Göttingen die ersten "Internationalen Gärten", die Flüchtlingen zu einer besseren Integration verhelfen sollten. 

Frau beim Urban Gardening | © iStock | AleksandarNakic
Gärtnern ist ein willkommener Ausgleich zum stressigen Berufsleben - und nebenbei züchtet man noch sein eigenes Bio-Gemüse.
Foto: iStock | AleksandarNakic

Urban Gardening auf dem Balkon

Alles, was man fürs Gärtnern in der Stadt braucht, ist eine kleine Anbaufläche, Freude an selbst gezogenen Pflanzen und ein wenig Kreativität. Dann kann man sich auf dem kleinsten Balkon das eigene Bio-Gemüse großziehen, denn die meisten Sorten gedeihen auch problemlos in Pflanzkübeln oder Kisten. Wer besonders platzsparend gärtnern will, setzt auf Hochbeete oder Balkonkästen. Auch Blumenampeln, die man von der Decke hängen lässt, sind eine gute Möglichkeit.

Was ebenerdig keinen Platz findet, wandert beim sog. Vertical Gardening einfach in die Senkrechte. Vertikale Pflanzsysteme aus Paletten, hängenden Töpfen, Pflanztaschen oder stapelbaren Topfmodulen kommen hier zum Einsatz. Vieles davon kann man sogar einfach selber machen. Mit ein bisschen Kreativität kann man sich so selbst auf dem kleinsten Balkon über eine reiche Obst-, Gemüse- oder Kräuterernte freuen.

Balkon Ideen

Kreativität ist gefragt, wenn es darum geht, den eigenen Balkon in einen urbanen Garten zu verwandeln. Neben klassischen Blumenkübeln kann man sich aus alten Konservendosen, Paletten oder Tetrapaks praktische Pflanzgefäße basteln. Das Beste: Gefäße, die sonst im Müll landen würden, werden so recycelt - und man spart nebenbei noch bares Geld. 

Pflanzgefäße aus Tetrapaks

Aus Tetrapaks, die sonst im Müll landen würden, lassen sich Pflanzgefäße für Blumen, Kräuter, Radieschen oder Salat basteln. Einfach den Boden auftrennen, die Tüten aufhängen und mit Erde befüllen. Besonders praktisch: Durch den Schraubverschluss kann man überschüssiges Wasser ablassen! Wer will, kann die Tetrapaks außerdem noch farbig gestalten.

Vertikaler Garten

Wer nur wenig Platz zur Verfügung hat oder eine hässliche Wand verschönern möchte, sollte sich für einen vertikalen Garten entscheiden. Dafür eignen sich Topftürmchen (übereinander aufgebaute Tontöpfe), Pflanzentaschen oder -treppen, hängende Blumenampeln oder umgebaute Europaletten.

Platzsparende Pflanzgefäße aus Rohren

Aus Rohrsystem-Elementen kann man sich praktische Pflanzgefäße basteln, die man platzsparend an Wänden aufstellen kann. Sie eignen sich hervorragend für Erdbeeren, Salate oder Blumen.

Hochbeet auf dem Balkon

Als erhöhte Anbaufläche auf dem Balkon eignet sich ein Hochbeet perfekt für die Kultivierung von Gemüse und Kräutern. Mit etwas handwerklichem Geschick kann man sich aus alten Holzkisten oder Paletten ein Hochbeet nach den eigenen Wünschen gestalten und darin von Tomaten über Zucchini bis hin zu Kartoffeln nahezu jedes Gemüse anbauen. Für Anfänger empfehlen sich besonders Kräuter, Salate, Radieschen oder auch Mangold und Pak Choi, da sie einfach zu pflanzen und zu pflegen sind. 

Welche Pflanzen eignen sich fürs Urban Gardening?

Das Schöne beim Urban Gardening: Man benötigt keine großen Ackerflächen, denn viele Sorten gedeihen auch problemlos in Pflanzkübeln oder Kisten. Erdbeeren, Karotten, Pflücksalat, Paprika oder Tomaten sind dankbare Beispiele, die sich auch mit der kleinsten Fläche begnügen. Auch Kapuzinerkresse, Radieschen oder Ringelblumen, von denen die Blüten essbar sind, zählen dazu. Die Pflanzgefäße können am Boden stehen oder hängend angebracht werden. Raumgreifende Arten wie Zucchini, Kürbis oder Rhabarber eignen sich für kleinere Pflanzbehälter weniger. Viele Gärtnereien bieten aber speziell für den Anbau im Topf gezüchtete Gemüse- und -Sorten an - sie kommen mit dem eng begrenzten Wurzelraum besser zurecht als Varianten für die Beetkultur.

Unser Tipp: Eigene Erdnüsse aufziehen. Für die Anzucht benötigt man lediglich eine naturbelassene frische Erdnuss, die man ankeimen lässt und später in einem Topf großzieht. Sobald sich die Blätter der Erdnusspflanzen gelb verfärben, sind die Nüsse im Erdreich ausgereift und können geerntet werden. Dafür zieht man sie mit der Wurzel aus dem Topf! 

Tipps fürs Urban Gardening

  • Mischkultur hält Pflanzen gesund, Krankheiten und Schädlinge haben weniger Chancen.

  • Schnittabfälle als Mulchmaterial nutzen, denn unter bedecktem Boden ist das Bodenleben aktiver und die Feuchtigkeit hält sich besser. 

  • Seltene Arten anpflanzen, die man nicht im Supermarkt bekommt. Wie wär's zum Beispile mit Winterpostelein, Haferwurz, Gartenmelde, Hirschhornwegerich, Sauerampfer oder Schnittknoblauch?

  • Insekten- und bienenfreundliche Pflanzen wählen, z.B. Fächerblume, Kapuzinerkresse, Margeriten, Sonnenblumen, Glockenblume, Löwenmäulchen oder Lavendel.

  • Mit Küchenabfällen düngen: Bananenschalen sind ein guter Kaliumlieferant für Blütenstauden und Rosen. Getrockneter Kaffessatz enthält viel Stickstoff, wirkt bodenversauernd und eignet sich für Pflanzen, die einen sauren Humusboden bevorzugen. Auch Teesatz (von Grün- und Schwarztee) hat sich als Dünger bewährt.

  • Die Ernte weiterverarbeiten: Ist die Ausbeute reich, lassen sich viele Obst- und Gemüsesorten weiterverarbeiten, so dass man das ganze Jahr etwas davon hat. Neben der Herstellung von Kompott oder Marmelade wird auch das Fermentieren immer beliebter!

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