Pschologie & Social Media

Hate follow: Warum du Leute auf Social Media stalkst, die du nicht leiden kannst

Rothaarige Frau schaut gebannt auf ihr Mobiltelefon | © Getty Images/Guido Mieth
Phänomen Hate follow: Warum stalken wir in den sozialen Medien Menschen, die wir im echten Leben meiden würden?
© Getty Images/Guido Mieth

Beim Hate follow folgt man in den sozialen Medien absichtlich Personen, gegen die man eigentlich eine Abneigung hat. Ihre Posts regen uns tierisch auf, wir werten sie ab oder machen uns lustig - natürlich nicht öffentlich, aber im geheimen oder im Gespräch mit unseren Freund*innen. Warum du Leute stalkst, die du gar nicht leiden kannst, erfährst du hier.

Es ist kein Geheimnis, dass Social Media die perfekte Grundlage liefert, sich mit anderen zu vergleichen. Schließlich kuratieren und posten Influencer genauso wie Normalos auf ihren Accounts ständig nur ihre Lebens-Highlights. Dadurch eröffnen sich endlose Möglichkeiten für Vergleiche mit Leuten, die man für schöner, glücklicher oder gesünder hält.

Spannend am Hate follow ist, dass wir nicht nur Menschen folgen, die wir super finden, sondern eben auch jenen, die wir nicht leiden können und für schlechter halten als uns selbst. Warum gehen wir solchen Leuten nicht einfach aus dem Weg, sondern stalken sie sogar?

Darum folgst du Leuten, die du nicht leiden kannst

Zum einen gehört Lästern in den sozialen Bereich von Klatsch und Tratsch, und der verbindet Menschen miteinander. Als sozialer Kleber fördert das Gespräch über die peinliche Hose deines*r Ex also den Zusammenhalt in deiner Gruppe.

Zum anderen wertest du dich selber auf, wenn du dich mit Leuten vergleichst, von denen du wenig hältst. Das Gehirn schüttet Oxytocin, Serotonin und Dopamin aus, wenn jemand, der bei uns negative Gefühle auslöst, sich abwertet und uns dadurch aufwertet - das Gehirn macht funktionell keinen Unterschied zwischen Liebe und Hass. Als wichtigster Botenstoff des Belohnungssystems sorgt Dopamin für Glücksgefühle und wirkt wie ein körpereigenes Aufputschmittel. Um diese gute Emotion immer wieder zu fühlen, hate followst du weiter.

Außerdem geht es beim Hate follow auch darum, seine eigenen Überzeugungen zu bestätigen. Indem man sieht, wie die Person Fehler macht oder negative Konsequenzen erlebt, ist das der Beweis für die Richtigkeit der eigenen Ansichten. Da reicht schon ein Rechtschreibfehler, um sich zu denken „Wusste ich doch, dass der*die eine Pfeife ist“.

Ein weiterer Grund für Hate Follow ist die Suche nach Unterhaltung: Mit einer Art Schadenfreunde beobachtet man dann das Leben der Leute, die man nicht leiden kann. Voraussetzung ist natürlich, dass man an allem etwas zum Aussetzen findet.

Die schlechte Seite des Hate follow

Und darin liegt auch das Problem beim Hate Follow - du musst ständig auf der Suche nach dem Haar in der Suppe sein. Langfristig kann diese negative Einstellung nicht glücklich machen. Forscher der Ohio State Universität belegten, dass eher Menschen, denen es schlecht geht, zu Hate Follower*innen werden und sich über andere aufwerten. Wer glücklich ist, setzt sich eher mit positiven Inhalten auseinander. Es geht beim Hate follow also nicht um die anderen, sondern um einen selbst…

Hinzu kommt, dass das Ausmaß an Wut und Hass stetig zunehmen muss, damit man weiterhin Dopamin beim Hate following freisetzt. Soviel schlechte Vibes können nicht gesund sein. Dann doch lieber eine feste Umarmung, Sport, ein gutes Essen mit Freunden oder ein langer Spaziergang - das regt die Dopaminproduktion im Gehirn nämlich genauso an.

 

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