Psychologie

Dunning-Kruger-Effekt: Warum wir uns selbst überschätzen 

Junge Frau küsst selbstbewusst ihren erhobenen Oberarm | © Getty Images/jeffbergen
Selbstbewusstsein ist wichtig. Übertreiben solltest du es damit aber nicht!
© Getty Images/jeffbergen

Die Fußballweltmeisterschaft der Frauen ist in vollem Gange und bestimmt gibt es auch in deinem Freundeskreis eine Person, die vom heimischen Sofa aus jeden Entscheid auf dem Spielfeld kritisiert und sich selbst insgeheim für den oder die bessere Trainer*in hält. Dieses Phänomen der Selbstüberschätzung nennt sich Dunning-Kruger-Effekt. Das steckt dahinter.

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Was ist der Dunning-Kruger-Effekt?

Der Dunning-Kruger-Effekt besagt, dass sich Personen mit wenig Wissen und Können für besonders kompetent halten. Schuld an dieser verzerrten Wahrnehmung ist der sogenannte Teufelskreis der Selbstüberschätzung. Er gliedert sich in vier Stufen:

  1. Zunächst überschätzen Betroffene ihre eigenen Fähigkeiten.

  2. Aufgrund ihrer Inkompetenz realisieren sie das aber nicht.

  3. In der Folge halten sie es nicht für notwendig, ihr Wissen zu erweitern.

  4. Gleichzeitig unterschätzen sie die Fähigkeiten ihrer Mitmenschen, was dazu führt, dass sie sich selbst noch mehr überschätzen.

Die namensgebenenden Psychologen David Dunning und Justin Kruger hatten das Phänomen erstmals 1999 beschrieben. Im Rahmen einer Studie ließen sie Studierende Logik- und Grammatiktests lösen. Im Anschluss sollten die Probant*innen ihre Leistung im Vergleich zu den anderen einschätzen. Das Ergebnis war verblüffend: Von denjenigen mit schlechten Ergebnissen glaubten auffällig viele, gut performt zu haben. Noch erstaunlicher: An dieser Meinung änderte sich nichts, als sie die Tests der besseren Teilnehmenden zu sehen bekamen.

Vorteile und Nachteile der Selbstüberschätzung

Dem Dunning-Kruger-Effekt begegnet man häufig im akademischen oder beruflichen Kontext. Zu beobachten ist er insbesondere bei Fortgeschrittenen, die das Gefühl haben, im Vergleich zu Berufseinsteiger*innen schon viel zu wissen. Dass sie selbst noch weit vom Expertenniveau entfernt sind, vergessen sie gerne. Das kann zu fatalen Fehlern führen.

Auch im Alltag ist der Dunning-Kruger-Effekt anzutreffen. Man denke an Autofahrer*innen, die sich für die besten halten oder die Kult-Kandidat*innen von Casting-Shows. 

Neben Gefahr oder Blamage bringt der Dunning-Kruger-Effekt aber auch Vorteile mit sich: Personen, die sich überschätzen, wagen sich an Aufgaben, die Realist*innen vielleicht nicht angehen würden. Das bietet ihnen Chancen, die unter dem gegenteiligen Hochstapler-Syndrom Leidende verpassen.

Was hilft gegen den Dunning-Kruger-Effekt?

Um nicht in die Dunning-Kruger-Falle zu tappen, hilft es, sich selbst zu reflektieren, wissbegierig zu bleiben und regelmäßiges Feedback von Freunden, Kolleg*innen oder Vorgesetzten einzuholen. Wichtig: Sei offen für konstruktive Kritik und bereit, etwas zu verändern. Einsicht ist bekanntlich der erste Weg zur Besserung. Weitere Tipps findest du im Ratgeber "Warum Inkompetente denken, dass sie erstaunlich sind: Dunning-Kruger-Effekt und Schritt-für-Schritt-Kampftechnik (erhältlich bei Amazon).

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