Hinsehen statt Wegschauen. Am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25.11. müssen wir uns zusammentun, um den Frauen eine Stimme zu geben, die Opfer von Gewalt werden – mitten unter uns. Gegen das Schweigen und damit sich endlich etwas ändert.
Natürlich sollten wir nicht nur an diesem speziellen Tag aktiv werden. Wir müssen Tag für Tag aufmerksam sein und uns einmischen, wenn wir das Gefühl haben, dass Frauen in unserem Umfeld Gewalt angetan wird. Wir müssen auf Missstände hinweisen und wir müssen Hilfe leisten, indem wir betroffenen Frauen helfen oder auf Hilfsangebote hinweisen.
Der 25.11. ist ein wichtiger Aktionstag, weil sich an diesem "Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen" alle Stimmen vereinen und sich umso lauter Gehör verschaffen für dieses wichtige Thema. Auch wir, die Frauenportale der Funke Mediengruppe, sehen es als unsere Aufgabe, gegen das Schweigen aktiv zu werden.
BILDderFRAU, DONNA, EDITION F, gofeminin und myself nutzen deshalb am "Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen" ihre geballte Reichweite, um gemeinsam möglichst viele Menschen zu informieren und auf Missstände hinzuweisen.
Mehr als 23 Millionen User*innen erreichen wir monatlich mit unseren fünf Portalen. Und das müssen wir nutzen – für die Frauen, die Gewalt erleiden, mitten unter uns, Tag für Tag, quer durch alle gesellschaftlichen Schichten.
Das zeigen auch die erschreckenden Zahlen Jahr für Jahr. Hier die aktuellen Zahlen der kriminalistischen Auswertung des Bundeskriminalamtes für das Jahr 2021.
Die Dunkelziffer dürfte jedoch deutlich darüber liegen.
Jede dritte Frau in Deutschland wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer physischer oder sexualisierter Gewalt.
Pro Stunde werden in Deutschland 13 Frauen Opfer von Gewalt in Partnerschaften.
Alle zweieinhalb Tage wird in Deutschland eine Frau durch ihren (Ex-) Partner getötet.
Fast jeden Tag kommt es zu Tötungsversuchen durch den (Ex-) Partner.
Jedes Jahr verzeichnet die polizeiliche Kriminalstatistik einen Anstieg häuslicher Gewalt.
Dabei ist die Gewalt gegen Frauen keiner bestimmten gesellschaftlichen Gruppierung zuzuordnen. Die Gewalt gegen Frauen und Mädchen lässt sich an keinem Alter, Bildungsgrad oder sozialem Status festmachen.
Das Perfide: Die größte Gefahr für Frauen geht dabei von ihrem privaten Umfeld aus. Die Täter sind in der Regel Ehemänner, Lebenspartner, Ex-Partner oder im beruflichen Umfeld zu finden.
Trotz der hohen Zahlen: Es bleibt ein Tabu-Thema
Zudem bleiben die meisten Opfer in dieser Notsituation alleine. Obwohl 35 Prozent der Frauen und Mädchen in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexueller Gewalt betroffen sind (Untersuchung der Europäischen Grundrechteagentur 2014), wenden sich nur circa 20 Prozent tatsächlich an eine Beratungsstelle.
Frauenministerin Ursula Nonnemacher betont: "Trotz dieser hohen Zahlen sind häusliche Gewalt, sexuelle Gewalt, Bedrohung und viele andere Formen von Gewalt immer noch Tabu-Themen. Sie sind mit Scham besetzt. Frauen gehen nicht zur Polizei aus Angst vor den Tatpersonen oder aus Sorge, dass ihnen nicht geglaubt wird."
Zudem fehlt es massiv an Zufluchtsorten für die Betroffenen. Laut TERRE DES FEMMES fehlen nach Auflagen der Istanbul-Konvention mehr als 14.600 Frauenhausplätze.
Und selbst wenn die Frauen sich in Sicherheit bringen können, hört die Gewalt nicht zwangsläufig auf. Oftmals werden die Übergriffe im digitalen Raum fortgeführt.
Deshalb fordert die Frauenhauskoordinierung e.V. (FHK) zum Tag gegen Gewalt an Frauen dringend, auch digitale Gewaltformen in Partnerschaften konsequent zu erfassen, in ihren Auswirkungen auf Betroffene ernst zu nehmen und diese besser zu schützen.
Erst seit 2020 wird im Zuge der Gewalt gegen Frauen auch das „Tatmittel Internet“ gesondert aufgeführt. Und auch hier dürfte die Dunkelziffer beträchtlich sein.
„Die Bandbreite digitaler Mittel, mit der Männer Gewalt gegen die eigene (Ex-)Partnerin ausüben, ist mittlerweile riesig: Stalking über GPS-Tracker, Identitätsdiebstahl oder das Anlegen von Fake-Profilen, um Falschinformationen über eine Person zu streuen. Die Überwachung von Handy- und E-Mail-Kommunikation. Die Veröffentlichung intimer Bilder gegen den Willen der Frau. Oder Deep-Fakes, bei denen das Gesicht der Betroffenen in Pornoaufnahmen montiert wird – um nur einige Beispiele zu nennen“, erklärt Katrin Frank, Vorstandsvorsitzende von FHK.
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ berät unter der Rufnummer 08000 116 016 und online auf www.hilfetelefon.de zu allen Formen von Gewalt – rund um die Uhr und kostenfrei.
Die Beratung erfolgt anonym, vertraulich, barrierefrei und in 18 Fremdsprachen.
Auf Wunsch vermitteln die Beraterinnen an eine Unterstützungseinrichtung vor Ort.
Auch Bekannte, Angehörige und Fachkräfte können sich an das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ wenden.
Hintergrund: Am 25. November werden jedes Jahr überall auf der Welt Veranstaltungen, Tagungen und Projekte organisiert, die das Thema 'Gewalt gegen Frauen' aufgreifen und zur Stärkung und Gleichstellung der Frauenrechte beitragen sollen. Es gilt, Menschen für das Thema zu sensibilisieren, ihnen aber auch aufzuzeigen, wie man helfen kann. Und manchmal geht es auch darum, sich selbst zu helfen.
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