Jede 10te Person ist betroffen

Soziale Phobie: Die häufigsten Anzeichen und Behandlungsmethoden im Überblick

Frau liegt auf dem Bett und hat Hände vor den Augen | © Getty Images/Tara Moore
Soziale Phobie: Die häufigsten Anzeichen und Behandlungsmethoden im Überblick
© Getty Images/Tara Moore

Soziale Ängste sind weit verbreitet, in der Gesellschaft aber nach wie vor ein Tabuthema. Dr. med. Tobias Freyer klärt über die psychische Erkrankung auf.

Der Unterschied zwischen Schüchternheit und sozialer Phobie?

Dr. med. Tobias Freyer: Schüchterne Menschen erscheinen in sozialen Situationen gehemmt. Menschen mit einer sozialen Phobie erleben Beeinträchtigungen, die deutlich darüber hinausgehen. Dazu zählen körperliche Symptome wie Herzrasen, Schweißausbrüche, Schwindel, Zittern oder Erröten.

Gibt es weitere Anzeichen einer sozialen Phobie?

Freyer: Charakteristisch ist ein Vermeidungsverhalten. Betroffene meiden Situationen, in denen sie im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen oder sich peinlich verhalten könnten. Kurzfristig kommt es zu einer Entlastung, langfristig verstärkt sich die Angst jedoch. Sie beeinträchtigt die Menschen stark und hindert sie häufig in der beruflichen oder partnerschaftlichen Entwicklung.

Wovor genau haben Betroffene in sozialen Situationen Angst?

Freyer: Menschen mit sozialer Phobie fürchten im Kern von anderen Menschen abgelehnt zu werden.

Gibt es Auslöser für eine soziale Phobie? 

Freyer: Wie bei anderen psychischen Störungen sind auch bei der Entwicklung einer sozialen Phobie genetische Faktoren entscheidend. Darüber hinaus spielen Lernprozesse eine wichtige Rolle: Beobachten Kinder, dass ihre Eltern auf soziale Situationen ängstlich reagieren, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie ebenfalls eine Angststörung entwickeln. Auch soziale Defizite können ausschlaggebend sein.

Wie wird die Krankheit diagnostiziert?

Freyer: Ein Arzt oder psychologischer Psychotherapeut diagnostiziert die Krankheit in einem persönlichen Gespräch. Dabei prüft er eine Reihe von Kriterien. Ein zentrales Kriterium ist das Vorliegen einer deutlichen Angst vor oder das Vermeiden von sozialen Situationen.

Wie wird eine soziale Phobie behandelt?

Freyer: Soziale Phobie lässt sich mit einer Therapie erfolgreich behandeln. In einem ersten Schritt lernen Patientinnen und Patienten, ihre Ängste und die Mechanismen, die sie aufrechterhalten, zu verstehen. In Übungen setzen sie sich mit ihnen auseinander und arbeiten heraus, wovor konkret sie sich fürchten. Die Angstsituationen werden anschließend in der Realität hergestellt. So lassen sich die Reaktionen der Betroffenen beobachten und das eigene Erleben der Situation überprüfen.

spot-on Redaktion
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