Die Tage vor den Tagen

PMS behandeln: Wenn Schmerzen die Regel sind

Eine Frau sitzt auf einer Couch mit einer Wärmflasche auf dem Bauch und verzieht ihr Gesicht. | © Adobe Stock/SB Arts Media
Heißhungerattacken, Unterleibskrämpfe, Gefühlschaos: Wie man PMS erkennen und behandeln kann.
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Deine Lieblingsjeans sitzt nicht mehr richtig, du hast ständig Lust auf Süßes und bist niedergeschlagen, obwohl es eigentlich keinen Grund dazu gibt? Sobald du deine Tage bekommst, ist alles wie weggeblasen und du bist wieder ganz du selbst? Dieses Wechselbad der Gefühle, das viele Frauen vor ihrer Periode durchleben, heißt prämenstruelles Syndrom, kurz PMS. Was du über die „Tage vor den Tagen“ wissen solltest und was Stimmungsschwankungen, Heißhunger und Co. in Schach hält.

Kurz vor eurer Monatsblutung seid ihr genauso fit wie sonst auch, spürt nie ein unangenehmes Ziehen im Unterleib und lasst euch von nichts aus der Ruhe bringen? Glückwunsch, dann zählt ihr zu den wenigen Frauen im gebärfähigen Alter, für die PMS ein Fremdwort ist. Der Rest – nämlich rund 75 Prozent – leidet regelmäßig an prämenstruellen Beschwerden. Bei einem Viertel der betroffenen Frauen treten die Probleme so stark und regelmäßig auf, dass die Diagnose PMS lautet. Sind die Symptome so heftig, dass sie den Alltag beeinträchtigen, ist medizinisch von einer prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) die Rede – eine Krankheit, die ärztlich behandelt werden muss.

Bedeutung: Was ist PMS?

In der zweiten Zyklushälfte, also zwei Wochen bis wenige Tage vor Beginn der Periode, haben die Hormone euch fest im Griff. Nicht nur körperliche Anzeichen wie Unterleibskrämpfe oder spannende Brüste machen sich bemerkbar, sondern das Hormonchaos wirkt sich auch auf die Psyche aus. Die gute Nachricht: So plötzlich wie die Beschwerden kommen, gehen sie meist auch wieder – normalerweise mit dem Einsetzen der Monatsblutung. Besonders häufig tritt das prämenstruelle Syndrom übrigens bei Frauen auf, die eine Veränderung des Hormonhaushalts hinter sich haben, zum Beispiel durch eine Schwangerschaft oder das Absetzen der Pille.

Ursachen

Trotz jahrzehntelanger Forschung sind die Auslöser für PMS noch nicht abschließend geklärt. Wissenschaftler*innen und Mediziner*innen sind sich aber einig, dass es mit den Hormonschwankungen in der zweiten Hälfte des weiblichen Zyklus zusammenhängt: Der sinkende Östrogenspiegel lässt den Serotoninpegel im Körper abfallen. Die veränderte Hormonlage beeinträchtigt wiederum die Regelkreisläufe im Nervensystem und macht vielen Frauen kurz vor der Menstruationsblutung das Leben schwer.

Andere Theorien gehen davon aus, dass der plötzliche Anstieg des weiblichen Geschlechtshormons Progesteron in der zweiten Zyklushälfte für die Beschwerden vor den Tagen verantwortlich ist. Wissenschaftler*innen nehmen an, dass neben hormonellen Faktoren auch die genetische Veranlagung und der individuelle Lebensstil beeinflussen, ob und wie stark eine Frau an PMS leidet.

Von Heißhunger bis Depression: PMS-Symptome

Es ist gar nicht so einfach, das prämenstruelle Syndrom zu erkennen. Denn es gibt weder eindeutige Krankheitsanzeichen noch äußern sich die Beschwerden bei jeder Frau gleich. Wenn ihr vor eurer Monatsblutung regelmäßig folgende körperliche Symptome bemerkt, handelt es sich ziemlich wahrscheinlich um PMS:

  • Völlegefühl

  • Blähungen

  • Verstopfung

  • Wassereinlagerungen

  • Unreine Haut und Pickel

  • Gewichtszunahme

  • Rückenschmerzen

  • Spannende, schmerzende Brüste (Mastodynie)

  • Unterleibsschmerzen

  • Erschöpfung

  • Kopfschmerzen

  • Stimmungsschwankungen

  • Kreislaufprobleme

  • Schlafprobleme

  • Appetitlosigkeit

  • Heißhungerattacken

Als wesentlich belastender empfinden viele betroffene Frauen die psychischen Veränderungen, die das prämenstruelle Syndrom mit sich bringt. Sie fühlen sich leicht reizbar und zugleich niedergeschlagen, verletzlich, hoffnungslos oder sogar depressiv. Kein Wunder, dass die Stimmung bei diesem Gefühlschaos oft innerhalb von Minuten grundlos umschlagen kann. Die Zeit vor den Tagen ist deshalb nicht zuletzt auch für Kolleg*innen, Freund*innen und Partner*in eine echte Herausforderung.

PMS erkennen: Ein Menstruationskalender erleichtert die Diagnose

Bisher ist das prämenstruelle Syndrom medizinisch nicht eindeutig diagnostizierbar. In der Regel wird der Krankheitsbefund per Ausschlussdiagnostik gestellt. Das heißt: Durch den Check der Blutwerte und weitere Untersuchungen schließen Gynäkologe oder Hausarzt andere Krankheiten aus. Ähnliche Symptome treten zum Beispiel bei einer Schilddrüsenunterfunktion, Blutarmut, Endometriose oder Pillenunverträglichkeit auf. Außerdem werden die ersten Anzeichen für die Wechseljahre häufig mit PMS verwechselt.

Leidest du vor der Regelblutung an Problemen, die für das prämenstruelle Syndrom typisch sind, lohnt es sich, über mehrere Monate einen Zykluskalender zu führen. Darin hältst du die auftretenden Symptome und ihren zeitlichen Ablauf fest – ein paar Stichworte dazu, ob du Schmerzen, Ausfluss, ungewöhnliche Essensgelüste oder nicht erklärbare Launen hattest, reichen völlig aus. Anhand des Menstruationstagebuchs kann der Arzt oder die Ärztin erkennen, ob die Beschwerden zyklusabhängig auftreten und so schneller eine passende Therapie empfehlen.

Was du gegen die Beschwerden tun kannst

Da die körperlichen Ursachen für PMS medizinisch bisher nicht eindeutig geklärt sind, gibt es auch nicht „die eine“ Therapie. Aber keine Panik, die Probleme an den Tagen vor den Tagen lassen sich trotzdem gut in den Griff bekommen:

Lebensgewohnheiten ändern

Mediziner*innen sind sich einig, dass ein gesunder, möglichst stressfreier Lebensstil einen positiven Einfluss auf die Beschwerden vor der Menstruation hat. Ideal, um das körperliche und emotionale Auf und Ab vor der Regelblutung einzudämmen: eine zuckerarme, vorwiegend vegetarische Ernährung mit vielen ungesättigten Fettsäuren. Wenig Stress und viel Schlaf sorgen zusätzlich für einen stabilen Hormonhaushalt.

Diese Lebensmittel helfen gegen PMS

Frau auf der Suche nach Lebensmitteln im Kühlschrank | © iStock.com / AndreyPopov

Viel Bewegung

Schlechte News für Fitnessmuffel: Sport hilft nicht nur vorbeugend, auch wenn ihr bereits im PMS-Tief steckt, solltet ihr euch aufraffen und eine Runde joggen oder aufs Rad steigen. Selbst bei einem kurzen Spaziergang an der frischen Luft schüttet der Körper das Glückshormon Serotonin aus – das hebt die Laune.

Auf den eigenen Körper hören

Zwar verschwindet schlechte Laune nicht, sobald du ein Stück Schokolade isst oder in einen saftigen Burger beißt. Allerdings hebt es kurzzeitig die Stimmung – und genau deshalb ist es wichtig, Heißhunger auch mal nachzugeben. Sei vor deiner Menstruation nicht zu streng mit dir selbst, gönn dir viel Schlaf, vermeide Stress und folge hin und wieder dem Verlangen deines Körpers. Solange du nur ab und zu den Kühlschrank plünderst, ist alles im grünen Bereich.

Verhütungsmethode wechseln

Da die Wechselwirkung verschiedener Hormone das prämenstruelle Syndrom auslöst, können hormonelle Verhütungsmittel die Symptome positiv oder negativ beeinflussen. Leidest du vor der Periode an Krämpfen, Stimmungsschwankungen und Co., sollte der/die Gynäkolog*in checken, ob deine aktuelle Verhütungsmethode sich mit deinem Hormonhaushalt verträgt. Nach einem Pillenwechsel oder dem Umstieg auf eine hormonfreie Alternative zur Empfängnisverhütung werden oft auch die Beschwerden besser.

Therapie mit GnRH-Analoga

Schlägt keine andere Behandlung an, kannst du eine Therapie mit Hormonpräparaten aus der Gruppe der GnRH-Analoga (Genodotropin-Realings-Hormon-Analoga) in Betracht ziehen. Die Hormone lindern prämenstruelle Probleme, indem sie den Körper künstlich in die Wechseljahre versetzen. Die Nebenwirkungen sind aber nicht ganz ohne: Unter anderem können Hitzewallungen, Schlafstörungen und Osteoporose auftreten. Eine Hormontherapie mit GnRH-Analoga sollte deshalb gut überlegt sein und in Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin nur dann eingesetzt werden, wenn alle anderen Maßnahmen erfolglos bleiben.

PMDS: Mehr als nur leichte Zyklusprobleme

Etwa fünf Prozent aller menstruierenden Frauen leiden an einer prämenstruellen dysphorischen Störung, kurz PMDS (englisch: PMDD). Diese Extremform des prämenstruellen Syndroms ist eine medizinisch anerkannte Krankheit, die betroffene Frauen in der Zeit vor ihrer Monatsblutung deutlich in ihrem Alltag einschränkt. Die Symptome, unter anderem Schwitzen, Schlafstörungen, Gelenkschmerzen und depressive Verstimmungen, sind teils so stark ausgeprägt, dass sie die Patientin arbeitsunfähig machen. Als Auslöser für PMDS gilt eine Überempfindlichkeit des Körpers auf die Sexualhormone Östrogen und Progesteron. Für eine erfolgreiche Behandlung sollte die Therapie individuell auf die Patientin abgestimmt sein.

PMS oder schwanger?

Spannungsgefühle in der Brust, Heißhungerattacken, Stimmungsschwankungen: Diese Symptome dürften auch Frauen, die ein Baby erwarten, bekannt vorkommen. Doch obwohl viele typische Symptome des prämenstruellen Syndroms sich mit den Anzeichen für eine Schwangerschaft überschneiden, gibt es deutliche Unterschiede. So haben schwangere Frauen zum Beispiel eine leicht erhöhte Körpertemperatur. Und spätestens, wenn nach den vermeintlichen PMS-Beschwerden eure Monatsblutung ausbleibt und ihr einen Schwangerschaftstest macht, hast du Gewissheit.

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