Sie heißen Acai, Goji, Spirulina, Matcha oder Baobab: Die Rede ist von sogenanntem Superfood, das uns gerne mal als heiliger Gral einer gesunden Ernährung verkauft wird. Was es mit dem Superfood-Hype auf sich hat und was die exotischen Früchte und Samen wirklich können.
Als Superfood bezeichnet man in der Regel Lebensmittel mit extrem hoher Nährstoffdichte. Vollgepackt mit Vitaminen, Mineralien, Ballaststoffen, Antioxidantien oder Phytonährstoffen wird ihnen häufig eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt, wissenschaftlich belegt ist das jedoch nicht. Auch eine einheitliche Definition des Begriffs “Superfood” steht noch aus.
Im Allgemeinen Verständnis fallen darunter bestimmte Obst- und Gemüsesorten, Kräuter und Gewürze sowie Nüsse und Samen, die im Vergleich mit anderen Nahrungsmitteln einen besonders hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen, Vitaminen, Mineralstoffen oder wertvollen Fettsäuren aufweisen. Wie beispielsweise Chia-Samen, die aufgrund ihrer reichlich enthaltenen Omega-3-Fettsäuren und Proteine als Gesundheitsbooster gelten und vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen und die Blutbildung unterstützen sollen. Oder exotische Goji-Berren, die als Jungbrunnen gelten und mit ihren reichlich enthaltenen Vitaminen, Spurenelementen und Aminosäuren das Immunsystem stärken sollen wie keine andere Frucht.
Diese Lebensmittel werden im allgemeinen Verständnis u.a. zu den Superfoods gezählt:
Chia-Samen
Goji-Beeren
Acai
Aronia
Hanfsamen
Rohkakao
Kakao Nibs
Carob
Lucuma
Matcha
Baobab
Moringa
Spirulina
Chlorella
Apropos Superfood: Schon von der Jackfruit gehört? Sie gilt als gesunder, pflanzlicher Fleischersatz!
Kurkuma kann im Übrigen hervorragend in Form von Goldener Milch eingenommen werden.
Die Werbung will uns die exotischen Früchte und Samen gerne als Wundermittel in Snackform verkaufen - leider zu schön, um wahr zu sein. Über die tatsächliche Wirkung von Superfoods ist sich die Wissenschaft nämlich nicht einig. Keine Frage, viele der sog. Superfoods haben einen hohen Anteil an Vitaminen, Mineralstoffen oder wertvollen Fettsäuren, die tatsächlich gesundheitsfördernd sein können. Beispielsweise die Algen Chlorella und Spirulina, die als nährstoffreichste Lebensmittel überhaupt gelten und sogar von der NASA als Bestandteil der Astronauten-Nahrung verwendet werden.
Fakt ist jedoch: Viele der meist teuer importierten exotischen Superfoods sind viel teurer als heimische Produkte, die nicht um die halbe Welt transportiert werden müssen und damit auch nicht die Klimabilanz belasten. Ganz abgesehen davon, dass sich die langen Transportwege der exotischen Nahrungsmittel auch negativ auf den Nährstoffgehalt auswirken können, sind viele der Superfrüchte und Samen mit Schadstoffen belastet.
Bei einer Untersuchung von 'Öko-Test' vielen mehr als zwei Drittel der getesteten Superfood-Produkte mit einem "ungenügend" oder sogar "mangelhaft" durch. Rückstände von Mineralöl, Blei, Cadmium sowie überhöhte Pestizidmengen waren der Grund. Auch Schimmelpilze konnten in einigen Produkten nachgewiesen werden.
Diese Ergebnisse decken sich mit Untersuchungen des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts Stuttgart. Vor allem in konventionell angebauten Goji-Beeren konnten sie Pestizidrückstände nachweisen, wie auch bei Produkten mit Moringablattpulver. Hier wurden Rückstände (Pestizide, Nikotin, Salmonellen) und irreführende Werbung bemängelt.
Angesichts der Tatsache, dass Superfoods in aller Regel roh verzehrt werden, ein besonders erschreckendes Ergebnis. Dabei liegt die Lösung so nahe. Stichwort 'heimisches Superfood'!
Statt Chia-Samen tun's auch die guten alten Leinsamen, die es zu einem Bruchteil des Preises in jedem Drogeriemarkt gibt, und die heimischen Heidelbeeren können im Nährstoffvergleich mit den hochgepriesenen exotischen Acai-Beeren locker mithalten. Goji-Beeren lassen sich durch schwarze Johannisbeeren ersetzen und auch Grünkohl, Radicchio, Walnüsse oder Sonnenblumenkerne sind mit ihren gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen nicht zu unterschätzen. Das ist nicht nur nur gesünder als schadstoffbelastetes, exotisches Superfood und schont den Geldbeutel - auch die Klimabilanz wird so nicht unnötig belastet. Und die Auswahl an heimischem Superfood kann sich auch sehen lassen.
Grünkohl
Brennnessel
Heidelbeeren
Himbeeren
Johannisbeeren
Leinsamen
Meerettich
Portulak
Feldsalat
Topinambur
Walnüsse
Sonnenblumenkerne
Radicchio
Rotkohl
Pastinake
Sanddorn
rohes Sauerkraut